Friedensglocken
Friedensglocken für Europa
Reise nach Nordpolen
Das Projekt "Friedensglocken für Europa" geht mit einer Reise von Bischof Dr. Gebhard Fürst nach Polen weiter. Der Schwerpunkt der Tour vom 23. bis 26. Juni 2023 ist das Ermland. Dort werden Glocken zurückgegeben, die im Zweiten Weltkrieg abgehängt worden waren und nach Kriegsende in die Diözese Rottenburg-Stuttgart kamen. Die Delegation besucht unter anderem die Städte Elbląg (Elbing) und Frombork (Frauenburg).
Instrument zwischen Himmel und Erde
Wir waren mit der Kamera dabei und haben die schönsten Momente eingefangen
Friedensglocken bringen Herzlichkeit zum Klingen
Freundschaftliche Resonanz erzeugen die Glockenrückgaben der Diözese in Polen
Während seiner mehrtägigen Polenreise im Rahmen des Projekts „Friedensglocken für Europa“ hat Bischof Dr. Gebhard Fürst drei Glocken an ihre Heimatgemeinden zurückgeben. Das Thema Krieg und Vertreibung begleitete seine Delegation dabei nicht nur als Nachhall aus der Vergangenheit.
„Meine Mutter wurde in Elbing geboren“, sagte Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, bei der Pressekonferenz in dieser Stadt. Er erinnerte daran, dass das Ermland die Heimat seiner Eltern gewesen sei. Der Ministerpräsident begleitete die Delegation aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart auf einem Teil der Reise durch den Norden Polens. ... weiterlesen
Eindrücke in Bildern von der Reise nach Polen im Juni 2023
Ein Symbol mit starker Wirkung
Bischof Dr. Gebhard Fürst gibt eine weitere Glocke an ihre alte Heimatgemeinde zurück
„In der heutigen von Gewalt geprägten Zeit ist so etwas sehr wertvoll“, sagt Wiesław Tkaczuk. Der Bürgermeister der Gemeinde Kiwity ist überzeugt, dass der „heutige Tag in die Geschichte des Ortes“ eingehen werde. Der Ortsvorsteher von Żegoty, einem 400-Einwohner-Dorf in der Gemeinde, kann ihm nur beipflichten. So entfaltet die symbolträchtige Geste, die sich kurz zuvor an der Kirche in Żegoty abgespielt hat, sogleich ihre Wirkung.
Dort hat Bischof Dr. Gebhard Fürst nach einer traditionellen Herz-Jesu-Andacht eine Glocke gesegnet. Es ist die dritte Glocke, die damit während der Polenreise des Bischofs im Rahmen des Projekts "Friedensglocken für Europa" in ihre ursprüngliche Heimatgemeinde zurückkehrt. Die Glocke war während des Zweiten Weltkriegs auf Befehl der Nazis für die Rüstungsindustrie abgehängt worden, entging der Einschmelzung und kam nach dem Krieg in die Gemeinde St. Albertus Magnus nach Oberesslingen. Nun ist sie wieder in Żegoty. ...weiterlesen
Auf dem Wege der Versöhnung
Rückgabe der Glocken an die Gemeinden in Straszewo und Frombork
Die Geschichte braucht manchmal einen langen Atem. Gut 80 Jahre nachdem sie vom Nazi-Regime aus ihren Kirchtürmen heruntergenommen worden waren, um zur Rüstungsproduktion eingeschmolzen zu werden, sind am Samstag im Rahmen des Projektes „Friedensglocken für Europa“ zwei historische Glocken in ihre Heimat im Ermland zurück gekehrt: Im Anschluss an einen Gottesdienst am Vormittag in der Kathedrale St. Nikolaus in der polnischen Stadt Elbląg (Elbing) hat Bischof Dr. Gebhard Fürst eine Glocke aus der Kirchengemeinde St. Albertus Magnus in Oberesslingen an Vertreter ihrer Ursprungsgemeinde Straszewo (Dietrichsdorf) übergeben.
Die 300 Kilogramm schwere Glocke aus dem Jahr 1719 gehörte zu den schätzungsweise 100.000 Glocken, die ab 1940 auf Befehl der Nationalsozialisten aus dem ganzen damaligen Deutschen Reich der Rüstungsindustrie zur Verfügung gestellt werden mussten. Auf seiner Reise begleitet wurde der Bischof vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten und Kirchenbeauftragten Winfried Kretschmann – dessen Familie aus dem Ermland stammt. In Frombork (Frauenburg), wo Kretschmanns älterer Bruder Ulrich geboren wurde, gab die Delegation aus dem Schwabenland am Abend eine zweite Glocke an Erzbischof Jozef Gorczynski und seine Diözese zurück. Diese Glocke hatte die vergangenen 70 Jahre in Aichtal-Grötzingen geläutet. ...weiterlesen
Ankunft in Polen
Rundgang durch Danzig
Danzig ist die erste Station der Reise. Am Freitagnachmittag kommt die Delegation – Bischof Dr. Gebhard Fürst mit weiteren Vertreter:innen aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie Medienleuten – dort an. Beata Warszakowska führt die Gruppe durch die Stadt an der polnischen Ostseeküste.
Die Reiseteilnehmer:innen besichtigen unter anderem die Marienkirche und schlendert die Marienstraße entlang, in der Bernsteinhändler:innen ihre Auslagen aufgebaut haben. Das Krantor darf auf der Besichtigungsrunde ebenfalls nicht fehlen. Das historische Bauwerk aus Backstein und Holz gilt als Wahrzeichen von Danzig.
Danach bricht die Reisegruppe gleich weiter Richtung Elbląg (Elbing) auf. Dort wird am Samstagvormittag eine Glocke an Vertreter der Gemeinde Straszewo (Dietrichsdorf) übergeben.
Ausrufezeichen des Friedens
Mit dem Projekt „Friedensglocken für Europa“ hat die Diözese Rottenburg-Stuttgart im Jahr 2021 ein erstes Ausrufezeichen der Versöhnung gesetzt. Bischof Gebhard Fürst brachte damals die erste von insgesamt 54 Leihglocken aus den ehemals deutschen Ostgebieten persönlich nach Pišt, das früher Sandau hieß, zurück zum Auftakt des auf sechs Jahre angelegten Projektes.
Symbol der Verbundenheit
Die Glockenrückkehr nach Píšt in Tschechien im Video
Gegen das Vergessen
Die tragische, aber auch hoffnungsvolle Geschichte der Glocken aus dem Osten ist 76 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs häufig in Vergessenheit geraten. Dabei haben die Nationalsozialisten insgesamt mehr als 100.000 Glocken beschlagnahmt, wie Projektleiter Dr. Hans Schnieders von der Diözese Rottenburg-Stuttgart erläutert: „Das Ausmaß der Glockenvernichtung ist kaum vorstellbar. Allein aus unserer Diözese sind in den Kriegsjahren 2.799 Kirchenglocken zerstört worden.“
Bei Kriegsende blieben bundesweit auf Sammellagern gerade noch etwa 16.000 Glocken erhalten, teils mit erheblichen Schäden. Die meisten wurden in den Folgejahren an ihre Heimatgemeinden zurückgegeben. Nur für rund 1.300 Glocken aus den ehemals deutschen Ostgebieten, die auf dem so genannten „Glockenfriedhof“ im Hamburger Hafen lagerten, lehnte die britische Militär-Regierung eine Freigabe ab. Sie wurden ab 1950 Kirchengemeinden im damaligen Westdeutschland zugewiesen.
Schnieders hat sich auf Spurensuche dieser Glocken in der Diözese begeben und Hinweise zu deren Entstehung beispielsweise auf Inschriften entdeckt: „Sie enthalten oft Ortsnamen, Patrozinien, Stifter- oder Gießernamen, Gussorte und Gussjahre und lassen so meist sehr enge Bezüge zu den Gemeinden erkennen, für die sie ursprünglich gegossen worden sind.“