Für Demokratie und Menschenrechte
„Einstehen für Demokratie“
Die Katholische Erwachsenenbildung „keb“ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart startet am 18. Februar ihre neue 6-teilige Online-Vortragsreihe.

Weltweit stehen Demokratien unter Druck. Zu diesem Schluss kommt die Economist Intelligence Unit des britischen Economist-Verlags in ihrem aktuellen Demokratieindex. Auch in Deutschland ist dieser Druck spürbar. Die Katholische Erwachsenenbildung „keb“ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart startet am 18. Februar ihre neue 6-teilige Online-Vortragsreihe „Einstehen für Demokratie“.
Raum für politische und historische Begegnungen
„Das Erstarken rechter und rechtsextremer Bewegungen und Parteien, aber auch die mangelnde Repräsentation großer Bevölkerungsgruppen in der Politik sowie eine zunehmend überhitze Debattenkultur setzen unsere Demokratie in Deutschland unter Druck“, so Dr. Esther Berg-Chan, Referentin beim Dachverband der keb in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Und weiter: „Die Entwicklungen machen deutlich: Demokratie ist kein Zuschauersport. Sie lebt vom aktiven Engagement ihrer Bürger:innen. Sie ist keine Selbstver-ständlichkeit, sondern muss stetig verteidigt und gestärkt werden.“ Das Anliegen der diesjährigen Online-Vortragsreihe erklärt Dr. Berg-Chan so: Die Reihe will einen Raum für politische und historische Begegnungen aufmachen und dazu inspirieren, sich für Gleichheit, Toleranz und Mitbestimmung einzusetzen.
Den ganzen Bericht und das Interview mit Dr. Oliver Schütz lesen Sie hier.
„Ihr alle seid ein Licht für die Demokratie“
Rund 3000 Teilnehmer:innen setzten am vergangenen Freitag in Esslingen auf dem Rathausplatz gemeinsam ein wichtiges Zeichen für Demokratie.

„Gemeinsam als Kirche zur Demo gehen“ – dazu hatten das Jugendreferat und das Dekanat Esslingen-Nürtingen sowie die Gesamtkirchengemeinde Esslingen aufgerufen. Zu Beginn trafen sich etwa 10 Leute am Treffpunkt am Münster St. Paul, im Verlauf der Demo kamen noch einige dazu, die dem Aufruf folgten. „Es ist momentan so wichtig wie nie, ein Zeichen zu setzen. Deswegen bin ich hier“, so eine Teilnehmerin aus einer der Kirchengemeinden in Esslingen.
Stefanie Walter, Dekanatsjugendseelsorgerin im Dekanat Esslingen-Nürtingen, war schon von weitem an ihrer grünen BDKJ-Flagge erkennbar, sodass immer wieder die unterschiedlichsten Menschen aus der kirchlichen Jugendarbeit zusammenkamen. Sie verteilte Süßigkeiten an die Teilnehmer:innen der Demonstration. „Ich möchte damit meine Wertschätzung zeigen, denn ich finde es riesig und großartig, dass sich so viele Menschen für die Demokratie einsetzen“, so Stefanie Walter.
„Da müssen sich alle Christen einig sein!“
Katholische und Evangelische Kirche in Böblingen unterstützen die Initiative „Für alle. Mit Herz und Verstand“, die sich für Demokratie einsetzt.

Es ist ein starkes Zeichen für die Bundestagswahl am 23. Februar: Die Katholische Kirche in Böblingen unterstützt zusammen mit der Evangelischen Kirche die ökumenische und bundesweite Aktion „Für alle. Mit Herz und Verstand“, die sich dafür engagiert, dass bei der Wahl das Kreuz gegen Extremismus und für Demokratie gesetzt wird. Dafür warben Vertreterinnen und Vertreter der beiden Kirchen am Donnerstag, 13. Februar, bei einem Pressegespräch im Böblinger Dekanatshaus D12.
Aufrichtige Geschlossenheit
Die Beteiligten demonstrierten an diesem Vormittag aufrichtige Geschlossenheit gegen jede Art von Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Ausgrenzung, gegen Demokratiefeindlichkeit und jegliche Form von Rechtsradikalismus. „Wir wollen unseren Beitrag leisten zum Zusammenhalt in der Gesellschaft“, brachte Dekanatsreferentin Annegret Hiekisch das Ziel der Aktion auf den Punkt. „Wir treten dafür ein, dass jeder Mensch Ansehen, Würde und Beachtung bekommt und dass der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt wird. Da müssen sich alle Christen einig sein!“, erklärte Dekan Anton Feil vom Katholischen Dekanat Böblingen. Und das bestätigte auch sein Kollege Dekan Markus Frasch vom Evangelischen Kirchenbezirk Böblingen: „In der Christenheit gibt es da eine große Einigkeit.“ Laut Markus Frasch geht es nun darum, „Positionen für Demokratie und Menschenwürde und gegen diese unsägliche Entwicklung“ zu beziehen.
Jetzt ist die Zeit unsere Zukunft zu gestalten!
Klare Bekenntnisse für die Demokratie: Kampagne „Generation jetzt!“ zeigt Anliegen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Die Kampagne des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) will den Anliegen von jungen Menschen im Wahlkampf zur bevorstehenden Bundestagswahl mehr Sichtbarkeit und Gehör verschaffen. Sie bietet jungen Menschen eine Plattform, ihre eigenen Anliegen und Visionen für eine gerechte Gesellschaft ins Zentrum der politischen und gesellschaftlichen Debatte zu rücken und aktiv an der Gestaltung unserer Demokratie teilzuhaben.
Junge Menschen müssen mit den Konsequenzen politischer Entscheidungen am längsten leben und müssen deshalb gerade jetzt im Wahlkampf gehört werden. Die ‚Generation jetzt!‘ lädt alle ein, sich für eine kinder- und jugendgerechte Gesellschaft stark zu machen und ihre Stimme dafür zu erheben. Denn immer noch werden sie oft nicht ernst genommen und ihre Anliegen nicht berücksichtigt.
Gemeinsam für die Demokratie
Eine Demo gegen Rechts bringt etliche Menschen in Stuttgart zusammen. Für die Diözese Rottenburg-Stuttgart sprach Karin Schieszl-Rathgeb.
„Wir sind die Brandmauer!“ – unter diesem Titel haben sich am Samstag rund 44.000 Menschen (lt. Veranstalter) auf dem Stuttgarter Schlossplatz versammelt, um gemeinsam gegen den Rechtsruck in der Politik zu demonstrieren. Zu der Kundgebung aufgerufen hatte der BUND Baden-Württemberg, der Einladung gefolgt sind zahlreiche Organisationen, darunter auch die Diözese Rottenburg-Stuttgart. Stellvertretend sprach Ordinariatsrätin Karin Schieszl-Rathgeb auf der Bühne.
„Wir stehen hier zusammen, weil wir alle spüren: Unsere Demokratie ist in Gefahr“, sagte sie, „aber wir machen hier und jetzt unmissverständlich klar: Wir lassen nicht zu, dass sich rechtsextreme Strömungen immer weiter ausbreiten!“ Sie betonte, dass alle Teilnehmenden auf dem Schlossplatz als Brandmauer stehen – eine Brandmauer gegen Hass, Hetze und die Normalisierung von Fremdenfeindlichkeit. „Wir sind die Mauer, die verhindert, dass extremistische Kräfte diese Gesellschaft weiter untergraben“, sagte sie.
Ein Zeitzeuge von Auschwitz erzählt
2015 haben wir mit Jacek Zieliniewicz gesprochen.
Entschlossenes Eintreten für Demokratie
Die Kampagne #NächstenliebeWählen der Diözese Rottenburg-Stuttgart stellt aktuelle und tagespolitische Themen in Verbindung zu christlichen Werten
Am Dienstag, 21. Januar startet die Diözese Rottenburg-Stuttgart die Social Media-Aktion #NächstenliebeWählen für zunächst sechs Wochen. Ziel der Aktion ist es, im Vorfeld der Bundestagswahl die Bedeutung christlicher Werte wie Nächstenliebe und Menschenwürde in den gesellschaftlichen und politischen Diskurs einzubringen, Menschen in ihrem Engagement für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und dabei populistische Fehlinterpretationen christlicher Botschaften zu entlarven.
„Unsere Demokratie lebt von der aktiven Teilnahme und dem Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Doch sie steht unter Druck und braucht Schutz vor Populismus und Spaltung. Als Christinnen und Christen tragen wir die Verantwortung, für die Würde jedes Menschen einzustehen, Falschbehauptungen aufzudecken und die Werte von Nächstenliebe und Wahrheit in den öffentlichen Diskurs einzubringen. Demokratie ist kein Selbstläufer, sondern ein wertvolles Gut, das wir gemeinsam bewahren und stärken müssen", sagt die Verantwortliche für die Aktion, Ordinariatsrätin Karin Schieszl-Rathgeb.
Den ganzen Bericht finden Sie hier.
Materialien für die Kampagne #Nächstenliebewählen können Sie hier herunterladen.
Von Anne Frank lernen
Schülerinnen holen eine Ausstellung über das im Konzentrationslager gestorbene jüdische Mädchen nach Bad Waldsee
„Deine Anne - ein Mädchen schreibt Geschichte“ heißt die Wanderausstellung des Anne-Frank-Zentrums in Berlin. Bei einer Exkursion in die Hauptstadt haben Nadine, Carolin und die anderen Mitglieder des Arbeitskreises „A.G.I.E.R.E.N - Schule ohne Rassismus“ die extra für Schulklassen gestalteten Wände gesehen und sie schließlich an ihre Schule, das Gymnasium in Bad Waldsee geholt. Zusammen mit dem Projektpaten, Jugendseelsorger David Bösl, organisierten sie ein Rahmenprogramm mit einem Filmabend, einem Vortrag mit Stadtarchivar Michael Tassilo Wild und einem Poetry Slam gegen Rechts. Für die Führungen gewannen sie weitere Peer Guides, darunter Hannes.
Die Beschäftigung mit Anne Frank hat die Sicht der Schüler:innen auf das Leben und die Gesellschaft heute geprägt und verändert. Das jüdische Mädchen fiel 1945 im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen dem Holocaust zum Opfer. Ihr Tagebuch überlebte und gibt einen sehr persönlichen Einblick in das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Im Video erzählen die Jugendlichen, wie die Ausstellung nach Bad Waldsee kam und weshalb sie das Thema Rechtsruck, Diskriminierung und Hass mit den Schulklassen und anderen Besucher:innen diskutieren wollen.
Hier gehts zum Video auf YouTube.
Gemeinsam für ein buntes Europa
Am Wahlwochenende setzen die Kirchen in Württemberg noch einmal ein gemeinsames Zeichen gegen Rechtsextremismus.

Ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis, dem auch die Evangelische Landeskirche in Württemberg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart angehören, rief in Stuttgart unter dem Motto "Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen" zu einer bunten Großkundgebung gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie auf. Das friedliche Fest der Demokratie lockte über 10.000 Menschen in den Oberen Schlossgarten.
Gänsehautmomente und Gemeinschaftsgefühl
„Vor dem Hintergrund der Europawahl am 9. Juni und den zeitgleich stattfindenden Kommunalwahlen in Baden-Württemberg ist es wichtiger denn je, hinzuschauen, aktiv gegen rechtsextreme Kräfte vorzugehen und Siege der Rechtsextremen bei den Europa- und Kommunalwahlen zu verhindern,“ so die Veranstalter.
Mit dem „Kirchenbänkle“ starten die Diözesanen Räte der Diözese Rottenburg-Stuttgart kurz vor der Europawahl 2024 ein neues Öffentlichkeitsformat. „Damit möchten wir zeigen, mit welch’ vielfältigen Themen sich das größte Laiengremium in unserer Diözese beschäftigt - und das auf eine etwas andere Art und Weise“, sagt Gastgeberin Ines Szuck, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit der Diözesanen Räte in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Dazu geht es einmal monatlich mit dem mobilen Kirchenbänkle quer durch die Diözese zum Interview mit eine:r Rät:in. Der oder die Interviewpartner:in bezieht Stellung, informiert, erklärt oder berichtet als Kirchensteuervertretung oder Katholikenrat - das Thema dabei ganz unterschiedlich.
In der ersten Folge spricht Veronika Rais-Wehrstein, auch in Hinblick auf die Europa- und Kommunalwahl am 9. Juni, über die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen und weshalb es so wichtig ist, gerade jetzt aufzustehen und Stellung zu beziehen.
Alle Folgen des Formats können Sie hier anschauen.
Rosen für das Grundgesetz
Zum 75-jährigen Jubiläum der Verfassung macht die Initiative GleichWert auf die Bedeutung von Demokratie aufmerksam
Vertreterinnen und Vertreter der Initiative GleichWert, einer Initiative des Dekanats Heilbronn-Neckarsulm, haben am Tag des Grundgesetzes 200 weiße Rosen am Hafenmarktturm in der Heilbronner Fußgängerzone verteilt. Damit erinnerten sie nicht nur an die Verkündung der Verfassung vor 75 Jahren.
„Man muss für Demokratie einstehen und sie schützen“, sagt Betriebsseelsorger Josef Krebs auch mit Blick auf die aktuellen Berichte über Hass und Gewalt, die Politikern und Politikerinnen im Wahlkampf entgegenschlagen. Auf Nachfrage berichtet Krebs über den Verlauf der Aktion: Demnach hätten viele im Gespräch geäußert, dass auf die Demokratie achtgegeben werden müsse. Außerdem müsse auf ein gutes Zusammenleben hingewirkt werden.
„Wir stellen uns gegen Rechtsextremismus und Rassismus“
Der Dekanatsrat des Dekanats Heilbronn-Neckarsulm veröffentlicht eine Stellungnahme.
Die aktuelle Debatte um eine extremistische Bedrohung der Demokratie beschäftigt den Dekanatsrat des Dekanats Heilbronn-Neckarsulm. In seiner Sitzung am Montagabend (18. März) hat das Gremium eine „Stellungnahme des Dekanatsrats des katholischen Dekanats Heilbronn-Neckarsulm zu Rechtsextremismus und völkischem Nationalismus“ beschlossen.
Seit Wochen gingen Menschen in vielen Städten auf die Straße, „um unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verteidigen und um deutlich zu machen, dass rechtsextremistische Ideologien in unserem Land keinen Platz haben dürfen“, heißt es darin. „Der Dekanatsrat stellt sich an die Seite derer, die aus demokratischem, freiheitlichem und menschenfreundlichem Geist gegen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Antisemitismus in unserer Gesellschaft friedlich demonstrieren.“
„Das darf die Kirchen nicht kaltlassen“
Dekanatsreferent Jonatan Burger beschäftigt sich in seiner Dissertation mit Rechtspopulismus.
"Rechtspopulismus richtet sich gegen die liberale Demokratie: Das darf die Kirchen, Christ:innen als Staatsbürger:innen nicht kaltlassen", sagt Jonatan Burger. Der Dekanatsreferent im Dekanat Mergentheim promoviert gerade mit einer Arbeit zum Thema Rechtspopulismus. Im Interview erklärt er, wie Rechtspopulismus und Rechtsextremismus zusammenhängen, wie Rechtspopulismus die Kirchen herausfordert und wie diese reagieren können.
Herr Burger, waren Sie auf einer der aktuellen Kundgebungen gegen Rechtsextremismus?
In Bad Mergentheim war am Samstag, 2. März, auf dem Marktplatz eine Demonstration gegen Rechtsextremismus, auf Initiative von Schüler:innen vom Deutschorden-Gymnasium unterstützt durch das Netzwerk gegen Rechts Main-Tauber. Die Münstergemeinde St. Johannes war in dem großen zivilgesellschaftlichen Unterstützerfeld mit ihrem Logo abgebildet, das Caritas-Krankenhaus und der BDKJ ebenso – das hat mich sehr gefreut. Es nahmen 1500 Menschen teil. Darunter waren auch immer wieder Gesichter von Kirchenmitgliedern zu entdecken.
Gesicht zeigen gegen Fremdenfeindlichkeit
Die Katholische Kirche in Stuttgart startet die Kampagne „Wir sind Weltkirche – Nein zu Rassismus“.
Christ zu sein und Fremdenfeindlichkeit zu pflegen, das geht nicht zusammen. Angesichts der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zeigen Haupt- und Ehrenamtliche der katholischen Kirche in Stuttgart Gesicht. Auf den Social-Media-Kanälen der Stadtkirche werden seit Februar regelmäßig kurze mehrsprachige Statements von Menschen aus der Kirche veröffentlicht, die gegen Rassismus Position beziehen und die vor allem eines zeigen: Die katholische Kirche ist eine Weltkirche, in der es keinen Platz für Ausgrenzung aufgrund von Herkunft gibt. Das zeigt auch die Statistik: Rund 50 Prozent der Stuttgarter Katholikinnen und Katholiken haben eine Migrationsgeschichte.
Gestartet ist die Kampagne Anfang Februar, getragen wird sie von den Mitgliedern der katholischen Kirche in Stuttgart. Seither zeigen Menschen auf Instagram und Facebook im wahrsten Sinne des Wortes Gesicht: Sie verbinden ihr Foto mit einem kurzen und pointierten Statement.
Heute noch ein Vorbild
Anlässlich des Todestags von Bischof Sproll am 4. März 1949 spricht Offizial Thomas Weißhaar im Interview über die Bedeutung Sprolls heute.
Bischof Joannes Baptista Sproll, siebter Bischof der Diözese Rottenburg, prägte sein Leben nach dem Wahlspruch "Fortiter in fide – Tapfer im Glauben". Mutig widersetzte er sich den Nationalsozialisten, verweigerte die Zustimmung zur Angliederung Österreichs und musste 1938 als einziger deutscher Bischof ins Exil. Sein Widerstand gegen die NS-Ideologie und die Verweigerung der Stimmabgabe machten ihn zum "Bekennerbischof". Für ihn läuft ein Seligsprechungsverfahren. Anlässlich des Todestages von Bischof Sproll geht es im Gespräch mit Thomas Weißhaar unter anderem auch um das Thema Versöhnung.
Herr Weißhaar, wie können wir Bischof Sprolls Haltung und Handlungen gegenüber dem Nationalsozialismus aus Ihrer Sicht als Inspiration für die heutige Zeit betrachten?
Natürlich leben wir in einer ganz anderen, nicht vergleichbaren Zeit und können nichts 1:1 auf das Heute übertragen. Meiner Meinung nach ist Bischof Sproll für uns bis heute aber dennoch eine Quelle der Inspiration; ein Ideengeber und auch ein Vorbild, das uns herausfordert. Wenn wir dem Ideal, das er uns gab, nachfolgen, bedeutet das nämlich, dass wir uns die Frage nach Grenzverletzungen in unseren heutigen Debatten stellen müssen; wir müssen uns dann fragen, wo der Punkt erreicht ist, ab dem wir nicht mehr schweigen dürfen; wo Grenzen überschritten werden, die nicht überschritten werden dürfen, und wir ins Handeln kommen müssen.
„Nie wieder ist jetzt!“
Viele Katholik:innen beziehen Position bei Kundgebung gegen AfD-Landesparteitag an diesem Wochenende. Kirche bei Kulturfest in Innenstadt dabei.

Bei der Protestkundgebung gegen den AfD-Landesparteitag in der Rottweiler Stadthalle betonte Ordinariatsrätin Karin Schieszl-Rathgeb am Samstagvormittag bei ihrer Rede, dass der Glaube an einen barmherzigen, liebenden Gott und rechtsradikale Gesinnungen nicht zusammenpassen. Nicht ohne Grund stehe in unserem Grundgesetz die unveräußerliche Würde des Menschen unverrückbar als erster Artikel über allem anderen.
Demokratiefeindlichkeit und Christsein schließen sich einfach aus. Deshalb ist die AfD für Christinnen und Christen nicht wählbar“, sagte Schieszl-Rathgeb und hielt fest: „Wer sich in kirchlichen Verbänden, in den Kirchengemeinderäten und in der Caritas engagiert, kann niemals Mitglied in einer extremistischen Partei sein.“
Die Ordinariatsrätin dankte den vielen Besucher:innen der Kundgebung und rief ihnen zu: „Egal wo und wann die Rechtsextremisten zusammenkommen: Wir stehen auf und bilden ein Bündnis. Rottweil und unser Land sind und bleiben: Bunt und vielfältig."
Für Menschenwürde und die freiheitliche Grundordnung
„Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ - Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel begrüßt Erklärung der Bischöfe.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) verabschiedete bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Augsburg am heutigen Donnerstag eine Erklärung, in der sie gegen alle Formen des Extremismus, besonders gegen Rechtsextremismus Stellung bezieht. Darin betonen die Bischöfe: „Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar.“
Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel, der zusammen mit den Weihbischöfen Thomas Maria Renz, Matthäus Karrer und Dr. Gerhard Schneider für die Diözese Rottenburg-Stuttgart an der Versammlung teilnahm, sieht den Einsatz für Menschenwürde und die freiheitliche Grundordnung als Gebot der Stunde „in Verantwortung vor Gott und den Menschen“.
Das Statement des Diözesanadministrators und die Erklärung der Bischöfe finden Sie hier.
In guter Verfassung?
Ein breites gesellschaftliches Bündnis organisiert in Weingarten Veranstaltungen zu 75 Jahre Bundesrepublik und Grundgesetz.
„Jetzt alle die Hände nach oben“, ruft Fotografin Angelika Koeberle-Woblick. Knapp 50 Männer und Frauen recken auf dem Weingartener Münsterplatz das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in die Höhe. Jürgen Alexander Bader, der Leiter der örtlichen Volkshochschule (VHS), hatte einige Exemplare der neuesten Ausgabe mitgebracht. Mittendrin Bürgermeister Alexander Geiger und Heike Wagner von der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die Leiterin des Standortes Weingarten begrüßte als eine der Initiator:innen der Veranstaltungsreihe „75 Jahre BRD - in guter Verfassung?!“ Vertreter:innen ihrer Kooperationspartner und andere, die dem Aufruf gefolgt sind.
Verschiedene Weingartener Vereine, Institutionen und engagierte Personen organisieren bis Dezember Aktionen wie Film- und Satireabende, Ausstellungen, Gespräche, Diskussionsabende, Installationen oder ein Barcamp. Das konkrete Programm soll im März auf einer Unterseite der Akademie-Homepage veröffentlicht werden. Hintergrund ist die Unterzeichnung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 in Bonn, die Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland.
Demokratie im Glauben an Gott gestalten
Statement von Johannes Warmbrunn, Sprecher des Katholiken- und Kirchensteuerrats, zum Beitritt zum "Bündnis für Demokratie und Menschrechte"

Nach der Berichterstattung über rechtsextreme Deportationsideen, welche die Recherchen des gemeinwohlorientierten Medienhauses Correctiv kürzlich offenlegten, unterstützen zahlreiche zivilgesellschaftliche und überparteiliche Organisationen, Religionsgemeinschaften, Verbände, Landkreise, Städte und Gemeinden sowie staatliche Institutionen, Vereine und Parteien in Baden-Württemberg das neu gegründete überparteiliche „Bündnis für Demokratie und Menschenrechte“ - auch die vier großen christlichen Kirchen in Baden und Württemberg. Am 25. Januar 2024 kamen die Bündnismitglieder zu einem Auftakttreffen in Stuttgart zusammen und verabschiedeten eine gemeinsame Erklärung - darin heißt es, gemeinsam ein Zeichen zu setzen, gegen Rechtsextremismus und für Demokratie und Menschenrechte.
Den Beitritt der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum „Bündnis für Demokratie und Menschenrechte“ begrüßt Dr. Johannes Warmbrunn, Sprecher des Katholiken- und Kirchensteuerrats der Diözese, sehr.
„Gottes Liebe schließt keinen Menschen aus“
Die vier großen christliche Kirchen in Baden-Württemberg unterstützen „Bündnis für Demokratie und Menschenrechte“

Die vier großen christlichen Kirchen in Baden und Württemberg unterstützen das neu gegründete „Bündnis für Demokratie und Menschenrechte“. Dem Bündnis haben sich zahlreiche zivilgesellschaftliche und überparteiliche Organisationen, Religionsgemeinschaften, Verbände, Landkreise, Städte und Gemeinden sowie staatliche Institutionen, Vereine und Parteien in Baden-Württemberg angeschlossen. Die zwei Bischöfe, die Bischöfin und der Diözesanadministrator betonen den Wert des Bündnisses und die Notwendigkeit, für Menschenwürde und gegen jede Form der Menschenfeindlichkeit einzustehen.
Der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sieht insbesondere Christinnen und Christen herausgefordert: „Wer glaubt, dass jeder Mensch Gottes Geschöpf und Ebenbild ist, kann keine Mitmenschen ausgrenzen. Dafür stehen wir als Kirchen im Bündnis ein.“
Den ganzen Bericht lesen sie hier.
Gemeinsame Erklärung - Bündnis für Demokratie und Menschenrechte
Mutig einstehen für Demokratie
Für Demokratie und gegen Rechtsextremismus
Mehr als 3.500 Menschen setzen am Dienstagmittag bei einer Gedenkveranstaltung für Eugen Bolz ein Zeichen für Demokratie

„Nie wieder ist jetzt!“, „Wer schweigt, macht sich schuldig“ oder „Menschenrechte statt rechte Menschen“: mit Schildern wie diesen haben sich am Dienstagmittag Jung und Alt am Eugen-Bolz-Platz in Rottenburg versammelt, um gemeinsam ein Zeichen gegen rechte Hetze und für Demokratie zu setzen.
Auslöser für die bundesweiten Proteste waren Berichte über ein geheimes Treffen von Rechtsextremen mit Vertretern der AfD und des Vereins Werteunion, bei dem über eine „Re-Migrations-Agenda“ gesprochen wurde, die eine massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund beabsichtigt.
Die Aktion für Demokratie und gegen Rechtsextremismus fand im Rahmen des Todestags von Eugen Bolz statt. Der ehemalige Staatspräsident des Volksstaats Württemberg wurde am 23. Januar 1945 von den Nazis hingerichtet, da er sich dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus angeschlossen hatte. Der gebürtige Rottenburger gilt bis heute als Vorbild eines christlichen Politikers.