Kinder, Familien, Helfen

Kirchensteuergeld und frühkindliche Bildung

Ein Blick auf die katholischen Kindergärten in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart übernimmt 2024 den Vorsitz der „Konferenz der evangelischen und katholischen Kirchenleitungen Baden-Württemberg und ihrer Spitzen- und Trägerverbände über Kindergartenfragen“ (4 KK-KiTa). Dies nehmen wir zum Anlass, um das diözesane Engagement im katholischen Württemberg bei der frühkindlichen Bildung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und über das Jahr verteilt vorzustellen.

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart leistet mit ihrem Engagement einen bedeutenden Beitrag in diesem Bereich: Die rund 900 katholischen Kindergärten in der Diözese bieten 56.000 Betreuungsplätze in 2.500 Gruppen und beschäftigen 8.500 pädagogische Fachkräfte sowie 800 Auszubildende. Die Finanzierung dieser Einrichtungen wird wesentlich durch die Kirchensteuerbeiträge der Kirchenmitglieder ermöglicht.

Neuer Weg in den Erziehungsbereich

Mit dem „Direkteinstieg Kita“ haben Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger die Chance, sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten zu werden

Landauf, landab suchen Kindergärten Personal. Der „Direkteinstieg Kita“ soll seit vergangenem Jahr in Baden-Württemberg helfen, neue Fachkräfte zu gewinnen: Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger können in zwei statt drei Jahren sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten werden. Die „St. Martin Schulen für soziale Berufe“ in Neckarsulm gehören zu den Bildungseinrichtungen, die bei diesem neuen Qualifizierungsmodell mitmachen.

Von einer Bereicherung für die Schule spricht Britta Rieger mit Blick auf die angehenden sozialpädagogischen Assistentinnen und Assistenten. Mit einer Klasse mit 30 Schülerinnen ist der neue Ausbildungszweig im vergangenen Jahr an den „St. Martin Schulen für soziale Berufe“ – so heißen seit Kurzem die bisherigen „Katholischen Fachschulen St. Martin“ – gestartet. In diesem Herbst haben zwei Klassen mit 62 Schülerinnen und Schülern den zweijährigen Weg zur Qualifizierung begonnen.

Viele Bewerberinnen und Bewerber

Das Interesse sei groß sagt Rieger, Koordinatorin für den Ausbildungsgang an der Neckarsulmer Einrichtung. Sie verweist auf die 200 Bewerbungen, die es gab. Aus den Einrichtungen werde die Qualifizierung ebenfalls nachgefragt, nachdem sich das neue Modell mittlerweile herumgesprochen habe. Für das kommende Schuljahr sei bereits eine Klasse mit Schülerinnen und Schülern voll, berichtet Rieger.

Den ganzen Bericht über den „Direkteinstieg Kita“ lesen Sie hier.

Für die Teilhabe aller Kinder

Der „Zukunftsfonds Kindergarten“ stellt einen wichtigen Baustein zur Weiterentwicklung und Sicherung des Profils katholischer Kitas.

Ulrike Merz ist zusätzliche Fachkraft für das Landesprogramm „Sprach-Kitas“ im katholischen Kindergarten und Kinderkrippe Bonaventura in Rottweil. Gemeinsam mit der Leiterin Sonia Lepre ist sie für alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien zuständig. Sie sagt: „Eine offene und herzliche Willkommenskultur ist für uns unerlässlich.“ Und sie betont: „Bei einem hohen Anteil von Kindern mit interkulturellen Wurzeln, wie in unserer Einrichtung, zeigt sich die Bedeutung einer alltagsintegrierten Sprachbildung besonders.“

Gut vernetzt

Merz erläutert: „Ein Kind möchte kommunizieren und findet so schnell den Zugang zu einer neuen Sprache. Sprachvermittlung auf Augenhöhe im Alltag ist dabei das, was den Kindern am meisten bringt, um ihren Wortschatz zu vergrößern. Dabei ist es wichtig, neue Wörter in Alltagssituationen zu vermitteln, indem wir verschiedene Sprachfördertechniken anwenden wie etwa das ‚Korrektive Feedback‘ - die Kinder nicht korrigieren, sondern die korrekten Bezeichnungen immer wieder wiederholen.“

Den ganzen Bericht über das Landesprogramm "Sprach-Kitas" und die Kindergrippe Bonaventura in Rottweil finden Sie hier.

Engagiert mit Herz und Hand

Alexandra Thoma leitet den Kindergarten in Bad Niedernau. Herzstück von St. Marien ist das Kneipp-Konzept, das 2019 von Thoma eingeführt wurde.

Im Rottenburger Stadtteil Bad Niedernau, am Rande des Neckars und umgeben von der idyllischen Landschaft des Katzenbachs, leitet Alexandra Thoma den Kindergarten St. Marien. Seit 2011 ist sie dort gemeinsam mit zwei Kolleginnen engagiert und zusammen haben sie es mit viel Herzblut und Kreativität geschafft, den eingruppigen Kindergarten zu einem Ort der Naturverbundenheit und Kreativität zu machen. Thoma sagt: „Meine Hoffnung ist, dass die Kinder für sich etwas aus ihrer Zeit hier mitnehmen, das ihnen guttut, und an das sie sich gerne erinnern.“ Unterstützt wird der kleine Kindergarten dabei von der örtlichen Kirchengemeinde St. Konrad und dem Zweckverband Katholische Kindergärten im Dekanat Rottenburg.

Lehren von Sebastian Kneipp integriert

Ein Herzstück von St. Marien ist das Kneipp-Konzept, das 2019 von Thoma eingeführt wurde. „Früher gab es hier ein Sanatorium. Der Ort liegt am Neckar und am Katzenbach, also was passt besser als Wasser?“, erklärt sie. Für die ausgebildete Kräuterpädagogin war es daher ein logischer Schritt, die Lehren von Sebastian Kneipp in den Kindergartenalltag zu integrieren.

Den ganzen Bericht über Alexandra Thoma und den Kindergarten in Bad Niedernau lesen Sie hier.

Begegnung macht das Fremde weniger bedrohlich

Das Familienzentrum MOMOs Welt bringt Menschen in einem multikulturellen und multireligiösen Ravensburger Stadtteil zusammen.

Momo? War das nicht das kleine Mädchen mit den wuscheligen Haaren in der Geschichte von Michael Ende, das sich mit den grauen Herren anlegt? Diese stehlen den Menschen ihre Zeit. Im Familienzentrum MOMOs Welt in der Ravensburger Weststadt haben Menschen Zeit. "Die Eltern, die ihre Kinder von der Kita abholen, können im Familientreff ins Café sitzen und bekommen dort immer ein offenes Ohr und Unterstützung", weiß Koordinatorin Aylin Coskun-Hagedorn. Das Café ist außerhalb der Ferien an vier Tagen in der Woche nachmittags geöffnet. Mittwochs gibt es auch Frühstück und am Freitag Abendessen. Dieses Angebot gilt nicht nur den Kita-Familien.

Beim Stadtteilfest im Juli auf dem Gelände von MOMOs Welt zeigt sich, was im Haus täglich zu spüren ist. Die Domäne Hochberg ist bunt, multikulturell und multireligiös. In den 1990er Jahren entstanden auf der einen Seite viele Mehrfamilienhäuser, in denen mehrheitlich Menschen aus Russland und anderen osteuropäischen Staaten, aber auch türkische und kurdische Familien wohnen. Hier startete das heutige Familienzentrum im Jahr 2000 als Nachbarschaftstreff. "Dann wurden vor einigen Jahren eher hochpreisigere Einfamilien-Reihenhäusern gebaut", berichtet Aylin Coskun-Hagedorn. Das einstöckige terrassenartige Gebäude von Momos Welt liegt genau zwischen diesen Wohngebieten.

Unter dem selben Zeltdach können die Festbesucher:innen einen türkischen Vorspeisenteller mit russischem Schaschlick und griechischem Salat mit Zaziki kombinieren. Am Kuchenbüffet finden sich auch Ergebnisse schwäbischer Familienrezepte.

Den ganzen Bericht über das Familienzentrum MOMOs Welt lesen Sie hier.

Das ist ja die Frau von der Kirche!

Silke Jourdan ist Kindergartenbeauftragte Pastoral und arbeitet für die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Neckar in der frühkindlichen Bildung.

„Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf. “ Silke Jourdan zitiert das bekannte afrikanische Sprichwort, um deutlich zu machen, dass Bildung und Erziehung keine Sache allein der Eltern ist. Damit ein Kind zu einem zufriedenen und sozial kompetenten Menschen wird, ist ein Netzwerk aus vielen „Dorfbewohnern“ notwendig, die bei dieser Aufgabe mithelfen. Sie erklärt: „Das Netzwerk, das rund um die Kirche entstehen kann, ist für viele Familien wie ein Dorf.“ Und dieses Dorf soll Kinder stärken – so steht es auch im Infoflyer der Kirchengemeinde.

Silke Jourdans vielfältige Aufgaben haben sich kontinuierlich im Austausch mit Pfarrer Andreas Krause, mit den Erzieher: innen, mit den Eltern und Kindern entwickelt. Jourdan ist Ansprechperson für Eltern und Familie, stellt die pädagogische Qualität der Kita sicher, ist pastorale Unterstützung, begleitet die Mitarbeiter:innen und stellt bei allem, was sie tut den Kontakt zwischen der Kita oder dem Kindergarten, dem Familienzentrum sowie der Kirchengemeinde her. Sie ist zuständig für den Krabbel-, Kinder-, und Familiengottesdienst, für die Vorbereitung der Erstkommunion und neuerdings auch für Tauffeiern in Stuttgart. Vielfältige Aufgaben – Silke Jourdan netzwerkt und trägt dazu bei, dass für die Familien und Kinder die Kirche zum Dorf wird.

Wer hat Sie beauftragt, Frau Jourdan?

Der Rottenburger Kindergartenplan hat das so eingerichtet, dass in jeder Seelsorgeeinheit eine Kindergartenbeauftragte Pastoral ist.

Den ganzen Bericht über Silke Jourdan lesen Sie hier.

Im Einsatz für das Wohl der Kleinsten

Der heutige Montag, 13. Mai, ist der Tag der Kinderbetreuung – Anlass für einen Besuch im Kindergarten Maria Hilf.

Tina Teufel pflückt eine Pusteblume und hält sie dem Jungen hin. Er soll die zu einer luftigen Kugel angeordneten Schirmchen wegblasen. „Puste, damit es ein schöner Tag wird“, sagt Tina Teufel. Der Junge holt Luft und bläst. Er war zuvor etwas bockig und wollte nicht mit, aber nun reiht er sich zu den anderen 23 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren ein, für die Teufel als Gruppenleiterin verantwortlich ist.

Die 24-Jährige gehört zum Team von Erzieherinnen und Erziehern des katholischen Kindergartens Maria Hilf in Bad Mergentheim. Dass sie Erzieherin wird, sei für sie „schon immer klar“ gewesen, wie Tina Teufel erklärt.

Singen vor der Theateraufführung

Der Kindergarten Maria Hilf besteht aus sechs Gruppen, vier Kindergartengruppen, einer Krippen- und einer Kleinkindgruppe. Für die Kindergartenkinder steht an diesem Tag nach Frühstück, Morgenkreis und freier Spielzeit nicht das reguläre Vormittagsprogramm an, sondern eine Theateraufführung, organisiert durch Eltern. Daher versammelt sich die Gruppe von Tina Teufel in Zweierreihen vor dem Kindergartengebäude im Quartier Maria Hilf.

Den ganzen Bericht über den Besuch im Kindergarten Maria Hilf lesen Sie hier.

Eine echte Erfolgsgeschichte

Kindergartenzweckverband für die Dekanate Calw und Freudenstadt besteht seit fünf Jahren.

Für den Betrieb von 17 katholischen Kindergärten in den Dekanaten Calw und Freudenstadt zeichnet seit 2019 ein Zweckverband verantwortlich – einer von bisher drei solcher Kooperationen im Gebiet der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zum fünften Geburtstag zieht Hubert Würth, Leiter des katholischen Verwaltungszentrums in Horb und gleichzeitig Geschäftsführer des Zweckverbands, eine überaus positive Bilanz dieser Organisationsform, in der mehrere Kirchengemeinden zusammenkommen, um gemeinsam die Verantwortung für den Betrieb von Kindergärten zu übernehmen und um damit Ressourcen zu bündeln, Synergieeffekte zu nutzen und den Verwaltungsaufwand zu reduzieren.

Anfängliche Bedenken ausgeräumt

„Es gibt keine Kirchengemeinde bei uns, die ihren Beitritt bereut hätte. Ganz im Gegenteil: Auch anfängliche Bedenken wurden allesamt ausgeräumt, und wir haben Zuwachs bekommen“, sagt der Diplom-Verwaltungswirt und räumt ein, dass der Start mitunter steinig war und für ihn und sein Team im Verwaltungszentrum Mehrarbeit bedeutete. Er sei die Aufgabe jedoch mit Herzblut angegangen, die Abläufe hätten sich eingespielt und heute freue er sich, dass der Kindergartenbetrieb in den Mitgliedsgemeinden besser läuft als vor dem Zusammenschluss. Mit insgesamt 250 Mitarbeitenden in 17 Kitas in 14 Kirchengemeinden und 1000 Plätzen entspreche der Kindergartenzweckverband dabei der Dimension eines größeren mittelständischen Unternehmens.

Mehr über den Zweckverband lesen Sie hier.

Für Qualität in Kindertageseinrichtungen

Ökumenische Netzwerkarbeit in der 4 KK-KiTa zum Wohle aller im Kita-Bereich: Diözese Rottenburg-Stuttgart hat 2024 den Vorsitz inne.

Markus Vogt aus dem Referat Kindertageseinrichtungen, Familienzentren und frühkindliche Bildung der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat 2024 den Vorsitz der „Konferenz der evangelischen und katholischen Kirchenleitungen Baden-Württemberg und ihrer Spitzen- und Trägerverbände über Kindergartenfragen“ (4 KK-KiTa) inne. Im Interview spricht er über die anstehenden Aufgaben.

Herr Vogt, Sie übernehmen 2024 für die Diözese Rottenburg-Stuttgart den Vorsitz der sogenannten 4 KK-KiTa. Wie sehen Sie den kommenden Aufgaben entgegen?

Das, was in diesem Jahr auf mich zukommt, gehe ich mit Respekt an, denn die Herausforderungen werden nicht kleiner. In der öffentlichen Diskussion erleben wir das ja fast tagtäglich. Ich habe aber auch Lust und Interesse daran, meinen Teil dazu beizutragen, auf dieser Ebene die Rahmenbedingungen und die Qualität im Bereich der frühkindlichen Bildung für alle Beteiligten und Betroffenen zu erhalten, im Idealfall sogar zu verbessern. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich diese Aufgabe in enger Abstimmung mit Kolleg:innen im eigenen Referat und in der Hauptabteilung ‚Kirchengemeinden und Dekanate‘ sowie beim Landesverband Katholischer Kindertagesstätten und beim Diözesancaritasverband angehen kann. Wie in unserer diözesanen Arbeit im Kita-Feld sind wir auch hier gemeinsam unterwegs.

Das ganze Interview mit Markus Vogt können Sie hier nachlesen.