Bergkirche Laudenbach
Kunstvoller Wallfahrtsort
Die Bergkirche in Laudenbach hat es sogar in die Dichtung von Eduard Mörike geschafft. Wer zu ihr hinaufsteigt, kann die Faszination nachempfinden, die sie nicht nur damals weckte.
Imposante Erscheinung
Noch ist das letzte Treppenstück des 252-stufigen Kreuzwegs nicht ganz genommen, da scheinen zwischen den Blättern Teile eins größeren Bauwerks hindurch. Auf dem obersten Absatz angekommen, nimmt dann unvermittelt der Chor einer Kirche das Blickfeld ein. Die prachtvolle Ausgestaltung mit allerlei Figuren auf den Gesimsen rundherum überrascht an diesem Ort, einer bewaldeten Anhöhe. Die Bergkirche in Laudenbach weiß sich in Szene zu setzen.
Wie im Gedicht
Diese Wirkung muss wohl auch Eduard Mörike inspiriert haben. Der Lyriker lebte in den Jahren von 1844 bis 1851 in Mergentheim. In dieser Zeit muss sein Weg ihn häufiger an der Kirche vorbeigeführt haben. In den ersten beiden Strophen seines Gedichts „Bei der Marien-Bergkirche“ heißt es:
O liebste Kirche sondergleichen,
Auf deinem Berge ganz allein,
Im Wald, wo Linden zwischen Eichen
Ums Chor den Maienschatten streun!
Aus deinem grünen Rasen steigen
Die alten Pfeiler prächtig auf,
An Drachen, Greifen, Laubgezweigen
Reich bis zum letzten Blumenknauf.
Stimmungsvolle Lage
Die Stimmung des Ortes findet sich nicht nur in dieser poetischen Beschreibung widergespiegelt, sondern auch in dem, was Pfarrer Burkhard Keck an Wissenswertem über das Gotteshaus mit auf den Weg geben kann. „Für mich hat die besondere Lage der Wallfahrtskirche mitten in einem Bergwald etwas sehr Entschleunigendes – ein wirklicher Gnadenort in einer manchmal gnadenlosen Zeit“, beschreibt er seine Erfahrungen in einer E-Mail. Die Ruhe und die Spiritualität, die die Kirche ausstrahle, besonders, wenn man sie betrete, machen für ihn den einzigartigen Charme des Ortes aus.
Beliebtes Pilgerziel
Tausende Besucher spüren dem jedes Jahr nach. Denn um die Bergkirche „Zur Schmerzensmutter“ gibt es seit Jahrhunderten eine lebendige Wallfahrtstradition. Die Bergkirche ist der nördlichste Wallfahrtsort in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Im Mai sowie im September und Oktober, den Hauptmonaten der Wallfahrt, besuchen laut Keck mehr als 14.000 Pilgerinnen und Pilger die Andachten und Gottesdienste. Das Hauptfest ist Mariä Geburt am 8. September mit Lichterprozession und Festgottesdienst am Vorabend sowie vier Gottesdiensten zum Fest. Allein an dem Festtag zähle die Gemeinde bis zu 2500 Besucherinnen und Besucher. Außerdem gibt es spezielle Wallfahrten verschiedener Pilger-Gruppen, wobei diese auch aus der fränkischen Nachbarschaft kommen.
Anziehungspunkt für viele Gläubige
All das war und ist in diesem Jahr allerdings nicht zu erleben. Wegen Corona musste das gesamte Wallfahrtsprogramm für 2020 abgesagt werden. Derzeit finden auch keine Gottesdienste in der Kirche statt. Trotzdem haben besonders in den vergangenen Wochen und Monaten viele Einzelbesucher die Kirche aufgesucht, wie der Pfarrer berichtet.
Legende und Historie
Wie der Wallfahrtsort entstanden ist, bleibt teilweise den Erzählungen einer Legende überlassen: Demnach ist über Nacht mehrmals Baumaterial an einer anderen Stelle verschwunden. Es wurde dann jeweils im Wald oberhalb von Laudenbach gefunden. Beim dritten Mal war sogar ein Marienbildnis dabei. Damit waren der Berg als Ort der Kirche und das Patrozinium zu Ehren der Schmerzensmutter festgelegt.
Als gesichert kann die Grundsteinlegung im Jahr 1412 gelten. Aus der Adelsfamilie von Finsterlohe stammte wahrscheinlich der Anstoß zum Bau. Unklar ist, ob es eine Vorgängerkapelle gab. Wie im Kirchenführer nachzulesen ist, gab die Marien-Kapelle in Würzburg Anregungen für die Bergkirche.
Altar mit Gnadenbild
Das Gnadenbild der Schmerzensmutter stammt laut dem Heftchen aus dem 15. Jahrhundert. Es bildet die Mittelachse des Hauptaltars. Links und rechts vor dem Chor gibt es zwei weitere Flügelaltäre. Alle zusammen bilden ein imposantes Ensemble, das beim Betreten der Kirche den Blick unweigerlich auf sich zieht.
Verbot und Wiederbeginn
Wie der Kirchenführer berichtet, kam die Wallfahrt im 19. Jahrhundert zum Erliegen: Im Jahr 1829 wurden Gottesdienste in der Kirche verboten. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Wallfahrtstradition wiederaufgenommen. Damit verbunden war auch eine Innenrenovierung der Kirche. Sie bestimme das Erscheinungsbild, heißt es im Kirchenführer.
Berühmter Bildhauer
Auch wenn das Gnadenbild der Dreh- und Angelpunkt der Wallfahrt ist, gibt es in der Kirche noch mehr zu sehen. Links, hoch oben im Altarraum, bilden vier Figuren eine biblische Szene nach: Sie stellen die „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ dar. Das Werk wird der Schule des berühmten Würzburger Bildhauers der Spätgotik, Tilman Riemenschneider, zugerechnet.
Herz des Generalfeldmarschalls
Auf das Jahr 1748 geht die Grabkapelle für die Häuser Hatzfeld und Hohenlohe-Bartenstein zurück, die sich an der Seite im hinteren Teil des Langhauses befindet. Ein Hauptwerk der Renaissancekunst ist das Alabastergrab im Zentrum. Darin ist das Herz des Generalfeldmarschalls Melchior von Hatzfeld (1593 bis 1658) bestattet. Der Generalfeldmarschall liegt in Rüstung auf dem Grabdeckel, zu seinen Füßen sind sein Wappen und sein treuer Hund zu sehen. An den Seiten zeigen Reliefs verschiedene Schlachten.
Detailreiche Ausgestaltung
Ein ähnliches Grab für den Leib des Generalfeldmarschalls findet sich in Schlesien in Polen. Dort hatte Melchior von Hatzfeld Güter. Im Zuge der Restaurierung des Grabmals in Laudenbach wurden Kontakte nach Trachenberg-Prausnitz (Prusice) geknüpft. „Aus ersten Begegnungen ist eine lebendige deutsch-polnische Partnerschaft mit regelmäßigen Besuchen entstanden“, erklärt Pfarrer Keck.
Die Bergkirche birgt viele sehenswerte Details, zum Beispiel die Verzierungen am Kreuzrippengewölbe. Wer sich Zeit nimmt, dem eröffnen sich noch weitere Entdeckungen, die die Faszination des Ortes ausmachen.
Anfahrt
Die Bergkirche ist gut zu erreichen. Wer in den Ort Laudenbach hineinfährt, muss einfach nur der Beschilderung folgen. Doch am besten ist es, das Auto auf dem Parkplatz am Sportplatz stehen zu lassen und zu Fuß zur Kirche hinaufzusteigen. Vom Parkplatz aus geht es nach einigen Metern durch eine Unterführung der Eisenbahnlinie und dann nach rechts, wo nach wenigen Schritten der Kreuzweg mit seinen Treppenstufen beginnt. Die Bergkirche ist täglich geöffnet – jetzt im Sommer sind die Öffnungszeiten von 9.30 bis 18 Uhr.
Wer schon in der Gegend ist, sollte sich außerdem eine weitere Sehenswürdigkeit der Region anschauen: das Schloss samt Gartenanlage in Weikersheim. Zwar dürfen derzeit in den Innenräumen keine Führungen stattfinden, dafür ist laut der Touristinformation das Angebot an Sonderführungen im Garten groß. Außerdem darf der Rittersaal, der normalerweise nur im Rahmen einer Führung zugänglich ist, nun in einem freien Rundgang besucht werden.
Einkehr und Übernachtung
Wer mehr von der Region erkunden möchte und einen Ausflug mit Übernachtung plant, dem kann zum Beispiel der Campingplatz in Laudenbach, am Ortsrand aus Richtung Weikersheim, empfohlen werden. In Weikersheim gibt es drei Hotels sowie weitere Unterkunftsmöglichkeiten. Das Gastgeberverzeichnis der Stadt gibt weitere Hinweise.