Ökumenisch unterwegs

Kirche als Zuhause für beide Konfessionen

Alle Wege führen durch Biberach. Zumindest so bedeutende Pilgerwege wie der Jakobsweg von Würzburg nach Santiago de Compostela, der Martinusweg von Szombathely nach Tours oder der Oberschwäbische Pilgerweg. Station ist jeweils die Pfarrkirche St. Martin im Herzen der Stadt. Als Simultaneum nutzen Evangelische und Katholiken das Biberacher Gotteshaus schon seit August 1548 gemeinsam. War das Zusammenleben unter einem Dach früher sicher nicht ganz spannungsfrei, fördert es heute eine lebendige Ökumene.

Von Markus Waggershauser

Im Sinne des Heiligen Martin

Gemeinsame Bibelabende, ökumenische Reisen, regelmäßiger Austausch am runden Tisch - das sind nur einige Beispiele, wie evangelische und katholische Christinnen und Christen in Biberach über Gottesdienste hinaus ganz selbstverständlich zusammenwirken. "Wir teilen Not und teilen Freude", betont Pfarrer Stefan Ruf auch im Namen seines kurzfristig verhinderten protestantischen Kollegen Ulrich Heinzelmann.

Und er verweist auf Projekte wie die Second-Hand-Läden "Trag's weiter" und "Tragwerk". Im einen bekommt hochwertige Kleidung ohne Gebrauchsspuren eine zweite Chance, im anderen können sich Menschen mit geringem Einkommen zu günstigen Preisen mit Wäsche und Alltagsgegenständen eindecken. Für Pfarrer Ruf hat das soziale Engagement auch mit dem Kirchenpatron Martinus zu tun, wie er im Video verrät.

Ein Blick hinter die Kulissen

Für Menschen in Not sind oft die Mesner erste Ansprechpartner. "Wenn ich abends die Kirche schließe, sitzen manchmal welche in der Kerzenkapelle, zünden ein Opferlicht an und sind sehr bedrückt", erzählt Herbert Wohnhas, der dem Diözesanvorstand des Mesnerverbandes angehört. Er sucht dann das Gespräch mit den Menschen und vermittelt an kirchliche und städtische Stellen, wo sie Hilfe bekommen können. "Die Hilfsbereitschaft des Heiligen Martin ist für uns natürlich ein großes Vorbild", sagt der hauptamtliche katholische Mesner der Stadtpfarrkirche.

Wohnhas bekommt aber auch allerhand mit, über das er schmunzeln muss. Etwa wenn evangelische Gottesdienstbesucher nach einem katholischen Hochamt mit Weihrauch die Nase rümpfen. Gerüchte, dass es nach Konfession getrennte Putzeimer und Stromzähler gebe, kann der Mesner in der Gegenwart guten Gewissens zerstreuen. Die "Stiftung Gemeinschaftliche Kirchenpflege" verwaltet das komplette Gotteshaus. Trotzdem gibt es in der Simultankirche spezifische Besonderheiten, die Herbert Wohnhas natürlich kennt. Er verrät einige beim Foto-Blick hinter die Kulissen. (Die Bilderstrecke öffnet sich beim Klick/Tippen aufs erste Foto.)

Mit Pilgern im Gespräch

Herbert Wohnhas erzählt gerade, dass er häufig mit Menschen ins Gespräch komme, die auf einem der Pilgerwege unterwegs sind. Er interessiere sich dafür, wo sie herkommen und sie wollten gewöhnlich wissen, wie so eine "ökumenische Kirche" funktioniere. In diesem Moment tritt eine Frau mit Schildmütze, Rucksack und Wanderhose auf ihn zu und fragt, ob er hier irgendwie zur Kirche gehöre. "Denn ich hätte gerne einen Stempel", ergänzt sie.

Der Mesner begrüßt sie freundlich und bittet sie, ihm in die katholische Sakristei zu folgen. Dort berichtet ihm die Pilgerin, dass sie am Morgen in Äpfingen bei Maselheim aufgebrochen sei und nun dem Jakobsweg in Richtung Weingarten folgen möchte. Schließlich drückt ihr Wohnhas den begehrten Stempel mit der Jakobsmuschel ins Pilgerheft samt Datum und Unterschrift. Auch dies tut er im Sinne der Ökumene. Denn schließlich war Jakobus Apostel und gehört somit zur Tradition beider Kirchen.

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Reiseführer Martinusweg

 

Die Pfarrkirche St. Martin in Biberach bei eKKLESIA

Weitere Informationen über die Pfarrkirche St. Martin in Biberach und andere Gotteshäuser finden Sie in unserer Kirchen-App eKKLESIA und auf der Internetseite www.katholisch-in-wuerttemberg.de. Die App gibt es im App-Store für Apple-Geräte mit iOS und im Play-Store für Android-Geräte kostenlos zum Download.

Erklärvideo: 10 Jahre Martinusweg