Pilgern auf den Frohberg

Über den Martinusthemenweg zur Erolzheimer Bergkapelle

Die Kapelle auf dem Frohberg errichtete ein Eremit bereits im Jahr 1670. Wer dem Martinusweg von der Augsburger Diözesangrenze über das Kloster Bonlanden zur Erolzheimer Martinuskirche folgt, überquert diesen Aussichtshügel und erfährt seit 2019 an verschiedenen Stelen interessante Hintergründe aus dem Leben des Heiligen Martin.

Von Markus Waggershauser

Eremit lockt Wallfahrer auf den Berg

Ein Wallgraben für eine Wallfahrtskapelle? Das hat nichts miteinander zu tun. Vermutlich stand auf dem 629 Meter hohen Frohberg bei Erolzheim zuerst eine Burg, von der die Geländevertiefung stammt. Und der Zusammenhang zwischen dem Ritter, der einst in der Umgebung ein Wagenrad kaufte, und dem Ortsnamen? Das ist wohl Legende. Von "er rollt's heim" soll sich Erolzheim ableiten. Was aber klar ist: Der 1040 erstmals erwähnte Ort besaß lange Zeit einen Dorfadel und das achtspeichige Wagenrad firmiert bis heute als Gemeindewappen. Das erzählt Ansgar Zoller, Vorsitzender der Freunde der Bergkapelle Erolzheim e.V.

Ein Eremit habe vor gut 350 Jahren beim damaligen Dorfadel nachgefragt, ob er eine Kapelle "Maria im Busch" und eine kleine Unterkunft auf der Endmoräne über dem Illertal bauen dürfe, berichtet Zoller. Der heutige Chorraum sei damals das ganze Käppele gewesen. "Um dem einsetzenden Zustrom an Pilgern gerecht zu werden, musste das Kirchlein in der heutigen Form erweitert werden", erklärt der Vereinsvorsitzende. Die neugotische Grabkapelle für den Ortsadel - im rechten Winkel angebaut - stamme aus dem 19. Jahrhundert. Die Nachbildung einer Pieta aus Erfurt kam erst 1960 in den Hochaltar, nachdem das ursprüngliche Gnadenbild 1935 gestohlen wurde und verschollen blieb.

Verein übernimmt die Trägerschaft

Ansgar Zoller lebte 20 Jahre in Frankreich und kehrte erst 2011 in sein Heimatdorf zurück, als er den alten Kindergarten erwerben konnte. Darin betreibt er inzwischen ein kleines Hotel und eine Eventgastronomie. Als Reiseleiter führt er unter anderem Wanderbegeisterte auf dem Jakobs- und dem Martinusweg. Den Vereinsvorsitz bei den Freunden der Bergkapelle erbte er 2017 von seinem Vater. "Als er altersmäßig aufhörte, haben alle gesagt das solle ich machen", erinnert sich der Filius. Der Verein, den Erich Zoller 2007 gründete und der inzwischen etwas über 100  Mitglieder zählt, übernahm damals die Trägerschaft der Bergkapelle von der katholischen Kirchengemeinde.

Anlass für die Vereinsgründung war die anstehende grundlegende Sanierung der Bergkapelle. Diese gelang 2009 in nur vier Monaten. Das Nebengebäude, die Eremitage, belebte der Verein im Folgejahr mit einer Pilgerstube und einer kleinen Pilgerherberge. Bis zum Ausbruch der Coronapandemie hätten hier Ehrenamtliche die Wallfahrer bewirtetet und selbstgebackenen Kuchen verkauft, berichtet Ansgar Zoller. Das sei neben Opferstock, Kerzenverkauf und Mitgliedsbeiträgen eine wesentliche Einnahmequelle für den Verein gewesen. "Die Einnahmen durch verkaufte Opferkerzen hat sich dagegen vor allem in der ersten Pandemiewelle mehr als verdoppelt", ergänzt der Vorsitzende. Bei Maria und auch auf den Pilgerwegen hätten die Menschen damals Halt gesucht.

Tiefgründiges aus Martins Leben

Einst bestiegen die Wallfahrer von der Martinuskirche im Dorf aus entlang der 1881 eingeweihten Kreuzwegstationen den Frohberg von der Nordostseite. Seit zehn Jahren erschließen der Martinusweg und der Oberschwäbische Pilgerweg den Hügel vom Süden, vom Kloster Bonlanden her. Hier geleiten nun die neun Stelen des Martinusthemenwegs, den Weihbischof Matthäus Karrer 2019 segnete, die Menschen zur Bergkapelle. Neben der bekannten Szene, wie der Heilige mit dem Bettler den Mantel teilt, vertiefen die Texttafeln auch den historischen Hintergrund, Martins Bedeutung für Europa, seinen Weg vom Soldaten wider Willen zum Bischof sowie seine persönliche Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben.

Autor der Texte auf den Tafeln ist Prälat Werner Redies, ehemaliger Generalvikar der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zusammen mit Eugen Engler, Schemmerhofener Bürgermeister a.D., pilgerte dieser vom Geburtsort Martins im ungarischen Szombathely bis zu seinem Grab im französischen Tours. Aufgrund ihrer Aufzeichnungen konnte 2016 die Mittelroute der Via Sancti Martini, des europäischen Martinuswegs eröffnet werden. "Dass er über die Erolzheimer Bergkapelle führt, ist sicher auch dem Biberacher Dekan Schänzle zu verdanken", mutmaßt Ansgar Zoller. Bischof Gebhard Fürst schätzt die Wallfahrtskapelle auf dem Frohberg ebenfalls. Am 4. Juli feierte er auf dem Berg im Freien den Gottesdienst zum wegen Corona verschobenen 350-Jahr-Jubiläum.

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Erklärvideo: 10 Jahre Martinusweg