Reliquienbehältnisse

Mehr als eine Dose

Bei jeder Altarweihe werden Reliquien von Märtyrern in den Altären „beigesetzt“. Beisetzen heißt: Die Reliquien werden in den Sepulkren oder Reliquiengräbern, kleinen Vertiefungen, die heutzutage im Fuß oder auf dem Boden vor dem Altar angebracht sind, eingeschlossen. Um die Reliquien vor Feuchtigkeit und Ungeziefer zu schützen, verpackt man sie in Gefäße, die Reliquiare. Wird ein Altar zerstört oder schwer beschädigt, verliert er seine Weihe. Die Reliquiare müssen dann geborgen werden und landen im Diözesanarchiv.

Aber was ist in einem solchen Reliquienbehältnis alles drin? Frank Rebmann war mit der Kamera dabei, als eines von Archivar Thomas Oschmann geöffnet wurde.

Marmor, Stein und Eisenblech

Runddosen aus Kupfer sind seit einigen Jahrzehnten in unserer Diözese als Reliquienbehältnisse in Gebrauch. Aus früherer Zeit liegen Behältnisse aus Zinn, Blei oder Eisenblech und vor allem aus Glas vor. Übrigens: Das Diözesanmuseum Rottenburg besitzt eine der größten Sammlungen an Reliquiengläsern.

Eine Sonderrolle nehmen die Altarsteine oder altaria portatilia ein, Flachsteine aus Marmor in den unterschiedlichsten Größen. Sie bewahren in einem kleinen, mit Steindeckel versehenen Reliquiengrab Märtyrerreliquien, wurden wie ein richtiger Altar geweiht und waren vor allem für den mobilen Gebrauch gedacht: zur Gottesdienstfeier an nichtgeweihten Altären oder bei Prozessionen.

Ein "ungestörter Befund"?

Beim Öffnen des Behältnisses aus Nagold kam eine Zange zum Einsatz. Manchmal sind aber Feinmeißel, Hammer, Pinzette und Pinsel vonnöten, um an den wertvollen Inhalt des Reliquiars zu kommen. Schauen wir uns die Urkunde und die drei Reliquienbriefchen etwas genauer an. Dabei kommt auch eine Lichtlupe mit Schwarzlicht zum Einsatz.

Heilige aus den Katakomben

ZUR PERSON UND KONTAKT

Thomas Oschmann studierte Geschichte und Katholische Theologie in Aachen und Bonn. Seit dem Jahr 2000 ist der Historiker und Theologe Archivar am Diözesanarchiv in Rottenburg.

Diözesanarchiv
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