„Mach Station mit Philipp bei Maria“

Der Schönenberg bei Ellwangen

Von jeder Himmelsrichtung aus sichtbar ist die Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau vom Schönenberg“ bei Ellwangen, ein Schmuckstück barocker Baukunst. Der Gedanke des „Unterwegs sein“ passt hier in mehrfacher Hinsicht.

Pavel Jerabek

Unterwegs sein

Fünfzehn kleine und zwei größere Kapellen stehen an dem steilen, von Linden gesäumten Weg zum Schönenberg. Getreu der Rosenkranzgeheimnisse sind Pilgerinnen und Pilger hier auf dem Lebens- und Leidensweg Jesu unterwegs. Denn das mittelhochdeutsche Verb „wallen“, aus dem das Wort Wallfahrt hervorging, heißt so viel wie „in eine bestimmte Richtung ziehen“, unterwegs sein. Die Wallfahrt zu „Unserer Lieben Frau vom Schönenberg“ strahlt weit über die Region hinaus und ist eng mit dem Jesuitenpater Philipp Jeningen (1642-1704) verbunden. Der Volksmissionar und Mystiker, der als Apostel des Virngrunds verehrt wird, gab den Anstoß zum Bau der Wallfahrtskirche.

Zufluchtsort in größter Not

Die Wallfahrt selbst geht auf das Jahr 1638 zurück. In der Notzeit des Dreißigjährigen Krieges errichteten zwei Jesuitenpatres auf dem Schönenberg ein schlichtes Holzkreuz mit einer kleinen Marienfigur aus Ton und luden dort zum Gebet ein. Schnell wurde diese Stelle zu einem Zufluchtsort für viele Menschen, die Schutz und Heimat suchten und Maria um Fürsprache anriefen. Eine Holzkapelle wurde gebaut, kurz darauf eine Loretokapelle.

Im Jahr 1680 kam Pater Philipp Jeningen nach Ellwangen, um die Wallfahrt zu betreuen. Es gelang ihm, den Fürstpropst Johann Christoph Adelmann davon zu überzeugen, eine große Wallfahrtskirche unter Einbeziehung der Steinkapelle zu bauen. Dies geschah auch zum Dank dafür, dass die Stadt Ellwangen nach einem Blitzschlag 1681 vor einem verheerenden Brand verschont geblieben war. Die Kirche wurde nach den Plänen der Baumeister-Brüder Michael und Christian Thumb aus Vorarlberg in den Jahren 1682 bis 1695 gebaut. 1734 wurden die Rosenkranzkapellen errichtet.

Der gute Pater

Als wegweisend gilt das Wirken Pater Philipps in Ellwangen, dem Virngrund und darüber hinaus – zu einer Zeit, die ähnliche Krisensymptome zeigte wie die heutige: Priestermangel und eine Wüste des Glaubens. Um die 1000 Orte, so schätzt man, hat „der gute Pater“, wie er gern genannt wird, zwischen 1680 und 1704 besucht. Es gab stille Anbetung, eine feurige Predigt über das Leiden Jesu und die Liebe Gottes, über Sünde und Vergebung, gefolgt von stundenlangem Beichthören, einer Katechese für Kinder und Hausbesuchen bei alten und kranken Menschen. Immer ging es darum, die Gegenwart Gottes den Menschen ganz sichtbar vor Augen zu stellen. Indem er an vielen Orten Kreuze aufrichtete, schuf er „Hinweisschilder“ auf Gott. Begegnung mit Gott bedeutete für ihn Begegnung mit Christus dem Gekreuzigten und Auferstanden.

Die „action spurensuche“ in Ellwangen erschließt Schnittstellen zwischen dem Leben Pater Philipp Jeningens und dem Leben der Menschen heute. Als geistliche Bewegung widmet sie sich der Erschließung der ignatianischen Spiritualität, wie sie sich beispielhaft im Leben Philipp Jeningens widerspiegelt. Am Sonntag, 30. August, veranstaltet sie eine kleine Sternwallfahrt von vier Orten in der Umgebung aus (Wegstrecke: jeweils ca. 8 km). Info unter www.action-spurensuche.de. Anmeldung über das Pfarramt St. Vitus in Ellwangen, Telefon (07961) 3535.

Was mir der Schönenberg bedeutet

Immer für ein Foto gut

„Unsere Liebe Frau vom Schönenberg“ macht immer eine gute Figur: Egal zu welcher Tages- oder Jahreszeit: die schmucke Wallfahrtskirche ist immer für ein Foto gut. Sie zeugt auch von dem Selbstbewusstsein der Ellwanger Fürstpröpste, die sich als ehrgeizige Bauherren profilieren wollten. Die Kirche ist nach dem „Vorarlberger Münsterschema“ erbaut, das für einige barocke Kirchenbauten in Oberschwaben als Vorbild diente.

Patrozinium am 15. August

Dank großer Oberlichter ist die Kirche hell und freundlich. Markante Stuckierungen prägen den Innenraum des 49 Meter langen und 23 Meter breiten Kirchenschiffs. Das Altarbild des Hochaltares kann durch ein Stangensystem je nach liturgischem Anlass gewechselt werden: die Vorderseite zeigt Mariä Aufnahme in den Himmel – Motiv des Patroziniums am 15. August –, im Advent und der Weihnachtszeit ist die Rückseite mit der „Anbetung der Hirten“ zu sehen. Auch das zentrale Deckengemälde zeigt Mariä Himmelfahrt.

Das Herzstück der Schönenbergkirche

Sehenswert ist das auf den rundherum begehbaren Emporen hinter dem Hochaltar aufgestellte Krippen-Diorama. Künstlerpfarrer Sieger Köder (1925-2015) hat die 1911 in Oberammergau geschaffene ganzjährige Krippe in den Jahren 1992 bis 1994 mit eigenen Figuren und einem Hintergrundbild neu gestaltet.

Herzstück der Schönenbergkirche ist die Gnadenkapelle von 1639. Erhalten hat sich dort in einem prunkvollen Schrein die Marienfigur sowie hinter dem Altaraufbau das ursprüngliche Holzkreuz, mit dem die Wallfahrt begründet wurde. Zahllose Pilgerinnen und Pilger fanden und finden hier Trost, tragen ihre Bitten vor und bringen ihren Dank durch ein Gebet zum Ausdruck. Zu den wichtigsten Wallfahrtstagen zählt die jährlich stattfindende Vertriebenenwallfahrt, Marienfesttage und Wallfahrten von muttersprachlichen Gemeinden. Seit mehr als 100 Jahren wird der Schönenberg durch den Orden der Redemptoristen betreut.

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Anfahrt, Öffnungszeiten & Gottesdienste

Bahnreisende steigen an der Station Ellwangen aus und gelangen mit dem Bus oder zu Fuß auf den Schönenberg (ca. 30 Minuten). Das Taxi kostet etwa 8 Euro.
Autofahrer verlassen die Autobahn A7 an der Ausfahrt Ellwangen oder nehmen die B290 (Aalen – Crailsheim). In Ellwangen ist der Schönenberg ausgeschildert.

Die Schönenbergkirche ist frei zugänglich. Gottesdienste gibt es werktags um 7:30 Uhr und samstags um 19 Uhr (Vorabend). Am Sonntag findet um 8:30 Uhr und 10:30 Uhr (Bergaltar) eine Eucharistiefeier statt.

EINKEHR & ÜBERNACHTUNG

Pilgern heißt unterwegs sein – und ankommen. Direkt gegenüber der Wallfahrtskirche steht das Tagungshaus Schönenberg, eines von acht Bildungshäusern der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Das Haus verfügt über 75 modern ausgestattete Zimmer und 11 Tagungs- und Gruppenräume sowie moderne Tagungstechnik. *
Von Montag bis Donnerstag kann man eine „Lunchtime“, ein frisch zubereitetes Tagesessen genießen (Reservierung jeweils bis 10 Uhr)
Telefon: (07961) 933 55-0.
Website
Hier können Sie das Hausprospekt des Tagungshauses herunterladen.

Weitere Information

  • Impulse und Nachrichten aus der katholischen Kirchengemeinde, der Wallfahrtsbasilika Schönenberg  und dem Redemptoristen-Kloster bietet der https://schoenenbergkirche.blogspot.com/
  • Telefon Pfarramt Schönenberg: (07961) 9193-70
  • Einen sympathischen Kirchenführer für Kinder „Entdecke mit Philipp den Schönenberg“ gibt es für 3 Euro am Schriftenstand der Wallfahrtskirche.
  • Einen Vortrag über „Das Leben und Wirken von Philipp Jeningen - Sein Schaffen und Arbeiten in Rosenberg“ hältDr. Wolfgang Steffel am Donnerstag, 17. September, 19 Uhr, im Bürgersaal des Rathauses Rosenberg. Der Vortrag bietet eine historisch-spirituelle Spurensuche im Leben und Wirken Jeningens im Virngrund mit einem besonderen Schlaglicht auf Rosenberg und Umgebung. Wolfgang Steffel ist seit 1992 ehrenamtlich im Leitungsteam der „action spurensuche“ aktiv. Teilnahme nur nach vorheriger Anmeldung bei der Volkshochschule Schwäbisch Hall, Telefon (0791) 97066-0. Vortragsnummer: 20HV113RO.

Weitere Informationen über die Schönenbergkirche in Ellwangen finden Sie in unserer Kirchen-App eKKLESIA und auf der Internetseite www.katholisch-in-wuerttemberg.de. Die App gibt es im App-Store für Apple-Geräte mit iOS und im Play-Store für Android-Geräte kostenlos zum Download.

 

Presse

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