Das unerlässliche Geschäft der Philosophie in der Pandemie

Das unerlässliche Geschäft der Philosophie in der Pandemie

Online-Vortrag mit Dr. theol. Wolfgang Steffel

Von Beginn der Krise an meldeten sich auch Philosophen zu Wort. Ihr Bohren und Nachfragen passte nicht ins System einer bloß reflexhaften und bisweilen völlig angstbesetzten Bearbeitung der Pandemie und rief deshalb laute Gegenkritik hervor: „Die Philosophen sollen gefälligst schweigen, wenn es um Leben und Tod geht.“ Aber wenn es auf Leben und Tod geht, brauchen wir gerade auch die Philosophen, damit nicht ein nackter kalter Pragmatismus regiert. Wir brauchen uns als Philosophen, als Menschen, die mitdenken, mit einer Liebe zur Weisheit, ja Klugheit.

In Zeiten der Störung zu stören scheint unverhältnismäßig, nicht angebracht, weil „man gerade andere Probleme“ hat. Wer in der Störung stört, „hat wohl keine anderen Sorgen“, ist „arrogant“, „überheblich“. Aber genau diese „Überhebung“ ist zentral: In einer Hochgemutheit auf die Dinge blicken, aus einer Distanz und mit Weitblick auf die Effekte, die sich im Moment der Störung zeigen und zu noch größeren Störungen führen werden. Wer, wenn nicht der Mensch, sollte dazu fähig sein?

Verschiedene aktuelle Bücher werden vorgestellt, etwa „Der Staat streift seine Samthandschuhe ab“ von Peter Sloterdijk, „Ein allzumenschliches Virus“ von Jean-Luc Nancy, „Pandemie! COVID-19 erschüttert die Welt“ von Slavoj Zizek, „Palliativgesellschaft“ von Byung-Chul Han oder „An welchem Punkt stehen wir? Die Epidemie als Politik“ von Giorgio Agamben. Dazu werden verwandte Themenschwerpunkte der jeweiligen Autoren einbezogen, etwa Nancys Erwägungen zum Körper und seinen Wunden Agambens Gedanken zur geistlichen Botschaft Papst Benedikts oder Zizeks Sicht auf das Christentum und die Dreifaltigkeit.

Es geht nicht um eine unkritische Zustimmung zu deren Thesen, sondern dem Anspruch der Reihe „Philotheo“ gemäß werden die Konzepte an in den letzten Monaten im Dekanat Ehingen-Ulm bei mehreren Vorträgen entwickelten theologischen Kriterien zur Pandemie gemessen. Andersherum wird sich zeigen, dass die Theologie selbst ein Stück weit philosophisch arbeiten muss, um die Zeichen der Zeit, wie es das Zweite Vatikanische Konzil schon 1962 forderte, zu deuten. Dazu muss sie nicht nur in der Welt stehen, sondern zugleich aus ihr heraus in einen weiteren Bereich hinaus. Eine „Unterscheidung der Geister“ verlangt wie gesagt die Haltung der Hochgemutheit, die nicht Hochmut meint, sondern eine gewisse Denkhöhe mit großer Herzensweite sein soll.

In der Reihe Online-Reihe „Philotheo“, die immer am 9ten eines Monats um 8 am Abend angeboten wird, geht es um das Wechselspiel von Theologie und Philosophie. Mit Blick auf Corona ist dies aktuell und besonders lehrreich. Mit „Philotheo“ startete das katholische Dekanat Ehingen-Ulm im Oktober 2021 eine neue Reihe zum Grenz- und Spannungsbereich von Philosophie und Theologie. In der Coronazeit zeigte sich, dass Menschen angesichts der neu sich öffnenden Sinnfrage verstärkt Interesse auf die Antworten aus dem Glauben verspüren, sich aber nicht mit einfachen und abschließenden Lösungen zufriedengeben. Hier knüpft Dr. Wolfgang Steffel mit den monatlichen Online-Vorträgen: „Der Horizont muss offenbleiben und ein vorschneller Halt beim Gang in die Weite des Geistes ist zu vermeiden.“ Steffel hat sich in der Theologie auf die philosophischen Grundfragen des Glaubens spezialisiert und seit vielen Jahren entsprechende Seminare für Ulm und den Alb-Donau-Kreis entwickelt, die jetzt zu einem kontinuierlichen Angebot ausgebaut werden konnten.

LINK:
https://zoom.us/j/8852699290?pwd=OHpQZ05VVW80dUU1d1pZT3BCSHc1QT09 

Alternativ Zugang über www.zoom.us bei "Einem Meeting beitreten" mit:
Meeting-ID: 885 269 9290
Kenncode: 196365

Außerdem gibt es die Möglichkeit über Telefon mitzuhören:
Tel.: 0695 050 2596, 069 7104 99222 oder 069 3807 9883
Dann werden Sie zur Eingabe nachfolgender Nummern aufgefordert:
Meeting-ID: 885 269 9290, Kenncode: 196365

Referent
Dr. Wolfgang Steffel, Dekanatsreferent

Kath. Dekanat Ehingen-Ulm, Olgastr. 137, 89073 Ulm
Tel.: 0731/9206010, Fax: 0731/9206015
dekanat.eu@drs.de, www.dekanat-eu.de