Das Nichts vor dem Schöpfungsakt und die Frage nach dem Anbeginn der Welt

Eine sprachgeschichtliche, philosophisch-theologische Pilgerreise zum Wessobrunner Gebet, einem Schöpfungshymnus der Karolingerzeit (8. / 9. Jahrhundert)

„Dat ero ni uuas noh ufhimil“ - „Dass die Erde nicht war noch oben der Himmel“ (Wessobrunner Gebet)
Der Anbeginn der Welt, der neue Glaube und die neue Literatur
Kurt Drechsel trägt auf einer Zeitreise zurück in das Jahr 790 n. Chr. das erste christliche Gedicht unserer Sprache vor, einen Schöpfungshymnus, und wir empfinden nach, wie die Germanen die neue Lehre empfunden haben mögen. Die altertümliche und klangvolle Originalsprache, das Althochdeutsche, versucht, das Unfassbare vom Anfang der Welt ins Wort zu fassen.
Beeindruckend ist für uns, wie das Chaos, das vor dem Schöpfungsakt herrschte, in einer Sprache umschrieben werden musste, die dafür keine Begriffe hatte. Wir wollen erspüren, was uns da entgegenklingt, was für eine Frömmigkeit.

Der Gedanke, dass alles Seiende auch nicht sein könnte, führte im 20. Jahrhundert den Philosophen Martin Heidegger zu der zentralen Frage der Philosophie: „Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?“ Und diese Frage drückt einen Schrecken aus, der zum Staunen führt, dass da etwas ist und nicht „Nichts“.
Auch bekommen wir schnell Kopfweh, wenn wir über das Universum nachdenken. Bis heute verstehen wir nicht, dass es im Universum überhaupt etwas gibt, sagen Physiker.
Musikalisch interpretiert von Nikolai Geršak