Credo-Musik-Projekt in der Basilika St. Martin in Wiblingen
William Byrd (1543-1623) An Gott glauben mit einem i-Tüpfelchen
Die englische Messtradition ist geprägt von der Konfessionsgeschichte. Nach Gründung der anglikanischen Kirche und der Unterbrechung der Reformation in der Zeit von Maria der Katholischen tolerierte König Elisabeth I. nach der
Rekonstitution des anglikanischen Bekenntnisses in den ersten knapp anderthalb Jahrzehnten lateinische Kirchenmusik trotz der eigenen landessprachlichen Liturgie. Genau hier finden wir drei wunderbare Messen von William Byrd, der, ohne Gefahren und Anfeindungen zu scheuen, zeitlebens katholisch und mit katholischen
Edelleuten freundschaftlich verbunden blieb.
Dass Byrd drei Messen mit verschiedener Stimmenzahl geschrieben hat, legt eine geistliche Deutung aus der Zahlensymbolik nahe. Die dreistimmige Messe wird so auf den dreifaltigen Gott gedeutet. Die vierstimmige auf die Welt, auf die hin und in die hinein sich die Trinität öffnet. Bei der fünfstimmigen kommt ein i-Tüpfelchen ins
Spiel. Mitten in der Welt stehend wird durch eine weitere hohe Stimme ein Darüberhinaus möglich. Byrds Lehrer Thomas Tallis wird ebenso wenig fehlen wie sein Schüler Thomas Morley. Ein dorisches Cembalopräludium Byrds versetzt trefflich ins Ende des 16. und den Anfang des 17. Jahrhunderts.
Informationen siehe auch: Flyer
Referent: Dr. Wolfgang Steffel, Dekanatsreferent