Hybrid-Vortrag in Ulm: "Ich schraube, also bin ich"

Hybrid-Vortrag in Ulm: "Ich schraube, also bin ich"
Foto: Dr. Wolfgang Steffel

Philotheo: Fragen im Zwischen-, Grenz- und Spannungsbereich von Philosophie und Theologie

Der amerikanische Philosoph Matthew B. Crawford gibt seinem Buch „Die Wiedergewinnung des Wirklichen“ den Untertitel „Eine Philosophie des Ichs im Zeitalter der Zerstreuung“. Was zerstreut uns? Unter vielen Feldern sicher die Digitalisierung. Selbst das Autofahren wird immer langweiliger, so Crawford. Man spürt keine Stöße mehr. Alles ist glatt und ohne Vibration. Die Automatik nimmt uns das Spiel mit der Gangschaltung, der Tempomat sogar noch das Gaspedal, das früher jeder Bleifuß liebte. Vor lauter Langeweile spielt man dann mit dem Smartphone. Eine gefährliche Sache. Dazu noch das Navi, das die digitale Demenz fördert. „Unsere Fähigkeiten verkümmern aus Mangel an Übung“, ist sich Crawford sicher.

Der erste Bestseller Crawfords hieß: „Ich schraube, also bin ich.“ Wir können auch sagen: „Ich schreibe von Hand, also bin ich.“ Descartes wird uns nicht weiterhelfen: „Ich denke, also bin ich.“ Denn im bloßen Denken kommen wir nicht an wie Wirklichkeit heran. „Ich liebe, also bin ich“ - schon besser! Denn mit Hingabe zu schrauben, zu hämmern, zu häkeln, zu schrubben, zu bügeln, zu basteln usw. stellt einen besonderen Realitätsbezug her. „Echte Handlungsmacht beruht nicht einfach auf freien Entscheidungen (wie beispielsweise beim Einkaufen), sondern paradoxerweise auf der Unterwerfung unter Dinge, die ihr eigenes, unergründliches Wesen haben, ob dies Ding nun ein Musikinstrument, ein Garten oder eine Brücke ist“, schreibt Crawford weiter.

Er war nicht nur am Motorrad, sondern auch im Orgelbau tätig. Hier sollen die Töne nicht schweben oder säuseln, sondern in Mark und Bein gehen. Der Organist tritt im Pedal den tiefsten Ton, „um die Himmelstauben aus dem Dachgebälk zu blasen.“ Ob Schaufel, Heckenschere, Schraubschlüssel, Beil, Hammer, Orgel, Gitarre oder Kochlöffel: „Äußere Objekte stellen einen Befestigungspunkt für den Geist dar, sie ziehen uns aus uns selbst heraus. Die Begegnung mit der Welt als Wirklichkeit kann eine Quelle der Freude, ja sogar beinahe religiöser Empfindungen von Verwunderung und Dankbarkeit sein.

Online mit Besuchsmöglichkeit im Konferenzraum des Bischof-Sproll-Hauses, Olgastr. 137, Ulm

Referent: Dr. Wolfgang Steffel

https://zoom.us/j/8852699290?pwd=OHpQZ05VVW80dUU1d1pZT3BCSHc1QT09 

Alternativ Zugang über www.zoom.us bei "Einem Meeting beitreten" mit:
Meeting-ID: 885 269 9290
Kenncode: 196365

Außerdem gibt es die Möglichkeit über Telefon mitzuhören:
Tel.: 0695 050 2596, 069 7104 99222 oder 069 3807 9883
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