Adventliche Gebetswerkstatt im Bischof-Sproll-Haus in Ulm

Staunen lernen im Geheimnis der O-Antiphone

Vom 17. bis 23. Dezember wird im Abendgebet der Kirche das Magnifikat je mit einer feierlichen O-Antiphon eingeleitet: O Weisheit, O Herr, O Wurzel Jesse, O Schlüssel Davids, O Aufgang, O König der Völker, O Immanuel. „TU ES REX“, dt.: Du bist König. Diese Anrufungen des bald erscheinenden Herrn und König laden zur Besinnung ein. Es dürfen Gebete und Texte geschrieben werden, die in eine Abschlussandacht einfließen.

Die Adventszeit lässt uns bitten: „Herr, schenke uns Weisheit und Offenheit und Glauben!“ Der Advent kann uns weiten im Vertrauen, dass wir geführt werden. Er fördert die Bereitschaft, uns überraschen zu lassen. Alle O-Antiphone haben eine große Kraft. Etwa: „O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten, die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: O komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und der Einsicht.“ Die von Gott geschaffene Weisheit wird in der Auslegung mit Christus, der Weisheit, und mit Christus, dem Wort, das im Anfang bei Gott war, in Verbindung gebracht. Von Ur an ist Christus erwählt und wir mit ihm. Im Buch der Sprüche heißt es, dass die Weisheit vor Gott spielte (Spr 8,30f). Jesus führt uns als Wort und Weisheit in eine neue Lebendigkeit. Arvo Pärt hat diese O-Antiphon wunderbar vertont. Wir werden da hineinhören!

Philipp Nicolai hat dem „Oriens“, dem „Aufgang“ im Lied „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ ein bleibendes Denkmal gesetzt. Jesus ist der leuchtende Morgenstern, der König der Völker, aber auch die Flamme der Liebe in unseren Herzen. Gott ist lauter Licht. Licht ist aber nicht nur eine äußere Erscheinung. Es gibt eben jenes Seelenlicht. „Heute, da alles ins grelle Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird, erquickt Gottes Verborgenheit“, schrieb der Dichter Kurt Marti kurz vor seinem Tod. Christus bleibt trotz seiner Erscheinung in Gott verborgen und wir sind mit ihm verborgen in Gott (Kol 3,3). Und so ist Advent keine Zeit des Scheinwerferlichtes, sondern des Seelenlichts in uns.

Friedrich Spee hat Franz Xaver, den großen Indienmissionar, sehr verehrt und nennt ihn selbst einen „Morgenstern“: „Vom Himmel leucht ein neuer Stern* durch Indien und Japan fern, Xaverius heißt der Planet, ein Licht aus der Sozietät**. Zur neuen Welt ward er gesandt, ‚ihr Morgenstern‘ sehr wohl genannt“ (*neuer Stern: Franz Xaver war kurz vorher (1622) heiliggesprochen worden; **Sozietät: gemeint ist die Societas Jesu, die Gesellschaft Jesu, also die Jesuiten). Was bedeutet dies am Ende anderes, als dass wir im Leben und aus dem Glauben selbst zum Stern werden können, dürfen, sollen?

Referent: Dr. Wolfgang Steffel, Dekanatsreferent

Nach der Gebetswerkstatt besteht Möglichkeit zum gemeinsamen Mittagessen in Ulm auf eigene Rechnung.

Anmeldung erbeten bis 15.12 beim beim Katholischen Dekanat Ehingen-Ulm, Tel.: 0731/9206010 oder E-Mail: dekanat.eu@drs.de