Online-Vortrag: Christliche Existenz nach Kierkegaard

Online-Vortrag: Christliche Existenz nach Kierkegaard

Der Mensch als Verhältnis zu sich selbst vor Gott im Angesicht der eigenen Angst und mit Blick auf das „Ärgernis“ der Menschwerdung

Kierkegaard beschreibt den Menschen zunächst als „ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält.“ Darin lauert die Gefahr einer „Krankheit zu Tode“, das sind eine krampfhafte Selbstsetzung und ein krampfhaftes Festhalten an sich selbst. Ein solcher Mensch der Verzweiflung gleiche einem Todkranken, der sich quält und nicht sterben kann: „Die Hoffnungslosigkeit ist, dass selbst die letzte Hoffnung, der Tod, nicht vorhanden ist.“ Der Mensch muss erkennen, dass er sich nicht selbst setzen kann, sondern „eingesetzt“ ist. Der Mensch gründet „durchsichtig in der Macht, die es setzte" – in Gott.

Die Wahrheit liegt also nicht im Menschen, sondern außerhalb seiner. Aus sich heraus und rein innerlich könne sich der Mensch nicht finden. Und so sagt Kierkegaard zugespitzt vom Menschen: „Er ist also die Unwahrheit.“ Nicht er darf etwa die Bibel kritisieren, sondern die Bibel kritisiert ihn. Anders gewendet: Der Mensch sucht nicht Gott, sondern wird von Gott gesucht. So deutet etwa Martin Heidegger Kierkegaard: „Aber in Wahrheit existieren, also seine Existenz mit Bewusstsein durchdringen, zugleich ewig gleichsam weit über sie hinaus und doch in ihr gegenwärtig und doch im Werden: das ist fürwahr schwierig. Und d.h. eigentlich Christ-sein, d.h. stets Christ-werden; aus dem Glauben an das Faktum der Menschwerdung Gottes in Christus sich selbst handelnd vor Gott verstehen.“ Nur der Mensch, der sich dem Ärgernis der Menschwerdung stellt, kann nach Kierkegaard „in Wahrheit existieren“.

Die Inkarnation Gottes sei ein Ärgernis in doppelter Richtung: für die, die in Jesus einen Menschen sehen - die Hohepriester - das Ärgernis, „dass ein einzelner Mensch redet und handelt als sei er Gott“ und für die, die in Jesus Gott sehen - die Jünger - das Ärgernis, „dass der, welcher sich für Gott ausgibt, sich als der geringe, arme, leidende, letztlich ohnmächtige Mensch erweist“. Kierkegaard schließt zusammenfassend: „Ein so abgeleitetes, gesetztes Verhältnis ist das Selbst des Menschen, ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält, und indem es sich zu sich selbst verhält, sich zu einem anderen verhält.“

Die Teilnehmer sind eingeladen, mit Kierkegaard einen Selbstbesuch zu wagen. Dabei wird in der Methodik an Kierkegaard selbst Maß genommen: „Christlich müssen alle Dinge zur Erbauung dienen. Was nicht zuletzt erbaulich ist, ist eben damit unchristlich. Alles Christliche muss in der Darstellung Ähnlichkeit haben mit dem Vortrag eines Arztes am Krankenbett.“ Noch einmal Kierkegaard: „Man kann ein Ding viele Male erkannt haben, es versucht haben, und doch: erst die tiefe innere Bewegung, erst die unbeschreibliche Rührung des Herzens, das erst gibt dir die Gewissheit, dass das Erkannte wirklich dir gehört, dass keine Macht es dir entreißen kann; denn nur die Wahrheit, die dich erbaut, ist Wahrheit für dich.“

Online mit Besuchsmöglichkeit im Konferenzraum des Bischof-Sproll-Hauses, Olgastr. 137, Ulm

Referent: Dr. Wolfgang Steffel

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Alternativ Zugang über www.zoom.us bei "Einem Meeting beitreten" mit:
Meeting-ID: 885 269 9290
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