Endliches und ewiges Sein bei Edith Stein

Endliches und ewiges Sein bei Edith Stein

Philotheo immer am 9ten eines Monats um 8 am Abend im Grenzbereich von Philosophie und Theologie

Edith Stein, 1891 in Breslau geboren, wurde in Freiburg zur Meisterschülerin des Philosophen Edmund Husserl. Die in einer jüdischen Familie aufgewachsene, aber atheistisch orientierte Frau wandelte sich zu einem „so gut wie ausschließlich religiös bestimmten Menschen“, wie ihre Freundin und spätere Taufpatin Hedwig Conrad-Martius schreibt. Edith Stein konvertiert 1922 zum Katholizismus. Sie wird Karmelitin in Köln und musste nach der Reichskristallnacht zur eigenen Sicherheit in den holländischen Karmel Echt wechseln, wo sie 1942 von den Nationalsozialisten verhaftet, nach Ausschwitz deportiert und ermordet wurde. 1987 wird sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Die Drucklegung ihres Hauptwerkes „Endliches und Ewiges Sein. Versuch eines Aufstiegs zum Sinn des Seins“, das sie ursprünglich als Habilitationsprojekt gestartet hatte, wurde 1936 in Breslau begonnen, aber 1939 durch die Nazis eingestellt. 1950 erschien es posthum. Als Ordensschwester hatte sie eine kindliche Frömmigkeit und ein tief mystisches Sensorium entwickelt und die wissenschaftliche Beschäftigung ruhen lassen. Doch jetzt wollte sie die Grundlagen der Gedankenwelt des christlichen Glaubens kennenlernen. Der Jesuit und Philosoph Erich Przywara empfahl ihr das Studium des Thomas von Aquin. Er selbst hatte sein Hauptwerk „Analogia entis“ 1932 veröffentlicht.

„Endliches und Ewiges Sein“ ist auch eine Kritik an Heideggers Werk „Sein und Zeit“. Stein und Heidegger waren sich in Freiburg begegnet. Er war Edith Stein als Husserl-Assistent nachgefolgt, nachdem diese aus freien Stücken gekündigt hatte. Es sei – so die Kritik - in seinem Werk „Sein und Zeit“ alles darauf angelegt, die Zeitlichkeit des Seins zu beweisen. Damit werde überall ein Riegel vorgeschoben, wo sich ein Ausblick zum Ewigen öffnet. Auch die Überbetonung der Angst und der Geworfenheit durch Heidegger verfehle die Kennzeichnung des Menschseins. Denn der Mensch kenne ebenso Geborgenheit und Sorglosigkeit: „Freude ohne Ende, Glück ohne Schatten, Liebe ohne Grenzen, kraftvollste Tat, die zugleich vollendete Ruhe und Gelöstheit von allen Spannungen ist – das ist ewige Seligkeit. Das ist das Sein, um das es dem Menschen in seinem Dasein geht.“

Edith Stein zitiert Heidegger wörtlich im Blick auf die Geworfenheit und weiß sehr wohl von der menschlichen Erfahrung der Nichtigkeit und davon, über einem Abgrund des Nichts zu hängen. Aber von der „Gebrochenheit und Gespaltenheit des geschöpflichen Seins“ lasse sich schon logisch und nicht nur im Glauben auf die vollkomme Gegenwart des Seins schließen. In „Der Aufbau der menschlichen Person“ schreibt sie: „In allem Schönen und Guten, was der Mensch in sich und um sich findet, ahnt er ein Höchstes über sich und allem und fühlt sich angetrieben, es zu suchen und ihm zu dienen.“ Person bedeutet innere Freiheit und ein freiheitliches Innen: „Es gibt in jedem Menschen einen Bezirk, der frei ist von jeder irdischen Bindung, der nicht von anderen Menschen stammt und nicht von anderen Menschen bestimmt wird. Hier steht er allein vor Gott. Das ist das Innerste der Seele, das schlechthin individuelle und freie Ich, das personale.“ Man sieht hier, dass Edith Stein bei Augustinus angekommen ist.

Edith Stein sieht am Ende des Weges ihres Hauptwerkes im Geheimnis der Dreifaltigkeit das Vor-Bild und Urbild des Menschen und seines Miteinanders: „Gottes inneres Leben ist die völlig freie, von allem Geschaffenen unabhängige, wandellose ewige Wechselliebe der göttlichen Personen.“

Teilnahme über www.zoom.us mit Meeting-ID: 885 269 9290, Kenncode: 196365 oder Telefonnummer zum Mithören: Tel.: 0695 050 2596, 069 7104 99222 oder 069 3807 9883, dann Meeting-ID und Kenncode, je mit Raute # abschließen. Mit Dr. theol. Wolfgang Steffel. Eintritt frei. Ohne Anmeldung. Infos unter Tel.: 0731/9206010 oder E-Mail: dekanat.eu@drs.de. Am 9.4. ist Ostersonntag und so kein Philotheo-Abend! Es geht weiter am 9.5., 20 Uhr: „Denken hilft! Gelassen bleiben in ungefügter Zeit.“

Leitung: Dr. Wolfgang Steffel