Die zweite Synodalversammlung

Die Kirche der Zukunft

Wie soll die Kirche künftig gestaltet sein? Die Debatte darüber geht in die nächste Runde. Vom 30. September bis 2. Oktober treffen sich die Mitglieder des Synodalen Weges in Frankfurt am Main zur Zweiten Synodalversammlung. Sie werden in Erster Lesung Textvorlagen zu Themen wie Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, Frauen in der Kirche oder Sexualmoral beraten. Auch Vertreterinnen und Vertreter aus der Diözese reden mit. Das Programm an den drei Tagen ist dicht gedrängt: Insgesamt stehen drei Grundtexte, elf Handlungstexte, ein Präambel- und ein Orientierungstext an. Außerdem gibt es Berichte zur Aufarbeitung und Aufklärung des sexuellen Missbrauchs.

Pavel Jerabek und Arkadius Guzy verfolgen das Geschehen in Frankfurt, sammeln Eindrücke und Statements und berichten aktuell.

Worte zum Schluss

Samstag, 2. Oktober, 17 Uhr

Mit dem Ende der Pressekonferenz ist auch der letzte Programmpunkt der Synodalversammlung abgearbeitet. In der Pressekonferenz lassen die Mitglieder des Synodalpräsidiums zuvor die Beratungen noch einmal Revue passieren. Bischof Dr. Georg Bätzing betont, dass kein Text abgelehnt worden sei. Er hebt außerdem die "sehr hohe Akzeptanz" hervor. Für Dr. Thomas Sternberg ist es wichtig, dass es ohne persönliche Verletzungen ablief und es kaum Ausfälle gab: "Synodalität geht."

Die vielen Änderungsanträge zeigen für Bischof Dr. Franz-Josef Bode, dass man sich mit den Texten beschäftigt habe. Karin Kortmann spricht von Nähe und Verständnis, die gelungen sei.

Die Journalistinnen und Journalisten wollen vor allem wissen, ob es eine feste Gruppe von Ablehnenden gibt, die sich aufgrund der fehlenden namentlichen Abstimmungen nur nicht gezeigt hat. Er habe das nicht erkennen können, erklärt Sternberg. Er und Bode betonen den Prozesscharakter, und dass die Bischöfe an den Texten mitgewirkt haben. Und der Prozess geht weiter: Die Texte gehen nun zur weiteren Arbeit zurück an die einzelnen Foren.

Zweite Synodalversammlung: eine Bilanz von Bischof Dr. Gebhard Fürst

Überraschendes Ende

Samstag, 2. Oktober, 15.10 Uhr

Früher als gedacht geht der Beratungsteil der Synodalversammlung zu Ende. Grund ist der Schwund der Mitglieder. Die Reihen lichten sich. Deshalb lässt Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Präsident des Synodalen Weges, die Beschlussfähigkeit feststellen. Es sind weniger als die geforderten 154 Mitglieder. Damit können keine weiteren Abstimmungen mehr erfolgen. Bei den verbliebenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sorgt das plötzliche Ende für Unmut. Die Sitzungsleitung sorgt aber dafür, dass sich der Unmut nicht zu sehr Bahn bricht, indem die Mitglieder des Präsidiums ihre vorgezogenen Schlussworte sprechen dürfen.

"Ich bin ziemlich entsetzt, wie viele Menschen im Laufe des Tages abgereist sind. Das geht nicht", sagt Bätzing. Er erklärt, weshalb er den Antrag auf Feststellung der Beschlussfähigkeit gestellt hat: Damit keine zweifelhaften Abstimmungen zustande kommen. In seiner Verantwortung als Präsident könne er das nicht zulassen. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und des Synodalen Weges, unterstützt diese Einschätzung. Auch wenn es ein Ende ist, "das viele frustriert", lenkt er den Blick auf das Positive: Es sei viel geschafft und gut diskutiert worden.

Karin Kortmann, Vizepräsidentin des ZdK und Mitglied des Synodalpräsidiums, richtet Worte an den Nuntius. Es sei gut, dass er den Synodalen Weg begleite. Es wäre hilfreich, wenn es aus Rom endlich ein Gesprächsangebot gäbe. Synodalpräsidiumsmitglied Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) nennt die Atmosphäre der Synodalversammlung konstruktiv und positiv.

Sternberg spricht vom guten Geist von Frankfurt. "Es ist wichtig, dass wir den Synodalen Weg im Grundvertrauen gehen." Für ihn und Kortmann ist es die letzte Synodalversammlung, da sie im November nicht mehr für das ZdK-Präsidium antreten. 

 

Hinter den Kulissen

Samstag, 2. Oktober, 14.30 Uhr

Eine Veranstaltung wie die Synodalversammlung mit mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern plus Medienleute ist nur mit viel personellem Aufwand bei der Organisation möglich. An den drei Beratungstagen sind seitens der Kirche Kräfte vom Katholikentag, vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz sowie vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken im Einsatz. Laut der Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz sind es konkret: 

26 Ehrenamtliche, davon 20 Ehrenamtliche vom Katholikentag 
15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz
7 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken 
1 Mitarbeiter vom Bistum Limburg
1 Mitarbeiter vom Katholikentag 

Sie achten zum Beispiel auf die Einhaltung der Coronabedingungen und helfen den Beteiligten, sich in den weitläufigen Räumlichkeiten zurechtzufinden. Dazu kommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Messe Frankfurt und ihrer externen Dienstleister.
 

"Es gibt gute Redebeiträge"

Die Eindrücke von Regina Nagel am Samstag, 2. Oktober

Auch wenn Regina Nagel nicht vor Ort in Frankfurt sein kann, bekommt sie mit, was sich in der Zweiten Synodalversammlung tut – nicht nur, weil sie online aktiv zugeschaltet ist. Die Gemeindereferentinnen und -referenten sowie die Pastoralreferentinnen und -referenten in der Synodalversammlung sind laufend und sehr gut vernetzt, wie Nagel erklärt. Als Gemeindereferentin und Vertreterin des Bundesverbands der Gemeindereferenten und Gemeindereferentinnen gehört sie zu diesem Netzwerk dazu.

Ihre Eindrücke von der Synodalversammlung: „Es sind viele kompetente und engagierte Leute dabei. Es gibt gute Redebeiträge.“ Aber das überrasche sie nicht. Sehr gefreut habe sie sich über die hohe Zustimmung zu dem Text zur Predigt theologisch qualifizierter Laien, also Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten sowie Pastoralreferentinnen und -referenten.

Was den synodalen Prozess allgemein angeht, ist die Euphorie bei Nagel aber etwas gebremst. Sie sagt: „Ich bin Realistin.“

Die Idee eines Synodalen Rats

Samstag, 2. Oktober, 11.22 Uhr

Der Synodale Weg erprobt eine neue Form der Diskussion und des Miteinanders – für viele eine positive Erfahrung. Birgit Mock (KDFB, Trier) sagt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in alte Gremienkonstellationen zurückfallen.“ Deshalb umfasst der Handlungstext „Synodalität nachhaltig stärken“ die Idee, einen Synodalen Rat für die katholische Kirche in Deutschland zu etablieren. Das soll „Synodalität auf Dauer“ stellen, wie die Befürworter erklären.

Doch mit der Schaffung eines neuen Gremiums verbinden sich Fragen und Befürchtungen, nicht nur die, dass ein weiteres Gremium die Beteiligungsmöglichkeiten vieler überfordern könnte. So ist die Rednerliste lang. Die Debatte sprengt den vorgesehenen Zeitrahmen. Manche Synodalen sehen eine Diskrepanz zwischen dem, was Papst Franziskus unter Synodalität versteht, und dem, was das Synodalforum sich für Deutschland vorstelle. Andere stellen die Frage, ob ein Synodaler Rat auf die Abschaffung des ZdK hinauslaufen würde und welche Konsequenz das hätte.

Vielen ist nicht genau klar, worüber sie abstimmen, welche Konsequenz eine Zustimmung oder Ablehnung des Handlungstextes hat. Es gehe darum, den Handlungstext „Synodalität nachhaltig stärken“ grundsätzlich als Beratungsgrundlage anzunehmen, so die Erläuterungen der Sitzungsleitung.

Das gelingt in der Abstimmung dann letztlich auch. Das zuständige Synodalforum „Macht und Gewaltenteilung“, an den der Handlungstext mit der Abstimmung überwiesen wird, muss sich nun mit den Textdetails befassen.

Wie geht es weiter?

Samstag, 2. Oktober, 9.50 Uhr

Lob und Anerkennung zollt das Synodalpräsidium den Synodalen für die Disziplin und den gegenseitigen Respekt bei der Zweiten Synodalversammlung. „Es läuft ganz erstaunlich gut“, sagt ZdK-Präsident Prof. Thomas Sternberg, doch leider sei die Zeit sehr begrenzt, was sich etwa in den oft auf eine Minute verkürzten Redezeiten zeige. Um auch den zweckfreien Austausch zu ermöglichen, „was wir unbedingt brauchen“, wie Bischof Dr. Georg Bätzing sagt, und um die weiteren Beratungen zu entzerren, will das Präsidium eine zusätzliche, fünfte Synodalversammlung einberufen. Voraussetzung ist, dass die zuständigen Gremien dem zustimmen.

Synodaler Weg im Blick der Nachbarn und der Ökumene

Samstag, 2. Oktober, 9.10 Uhr

Der letzte Tag der Zweiten Synodalversammlung beginnt mit einem Feedback internationaler Beobachter. Für die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) beglückwünscht Pastor Christoph Stiba, Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, den Synodalen Weg zu der Entschlossenheit, Wandel zu wagen, und versichert den Synodalen, dass die anderen Kirchen die Beratungen „aufmerksam, erwartungsvoll, dialogbereit und mit ihren Gebeten“ begleiten. Mit Blick auf das Verhältnis von Mehrheits- und Minderheitenmeinung findet Stiba, dass „das ‚Wie‘ des Synodalen Weges mindestens so bedeutsam ist wie das ‚Was‘“.

Als Vertreter der polnischen Bischofskonferenz erinnert Prof. Grzegorz Chojnacki daran, dass der Synodale Weg in Deutschland im Horizont der Weltkirche betrachtet werden müsse, und betont die Notwendigkeit, „den gemeinsamen Weg zu gehen, begleitet nicht nur durch Diskussion, Auseinandersetzung und Streitgespräch, sondern auch durch Reflexion und Gebet“. Für Daniel Kosch, Vetreter der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz, ist „echte Synodalität immer mit Kontextualität verbunden“. Synodale Wege müssten und dürften entsprechend unterschiedlich sein.

Zweite Synodalversammlung: Videostatement von Sr. Nicola Maria Schmitt

Letzter Beratungstag bricht an

Samstag, 2. Oktober, 8.00 Uhr

Langsam trudeln die Mitglieder der Synodalversammlung im Congress Center der Messe Frankfurt ein. Nach dem Frühstück beginnt um 9 Uhr der dritte und letzte Beratungstag. Bis 16 Uhr ist auch er vollgepackt mit Empfehlungen und Änderungsanträgen zu den Textvorlagen. Dabei geht es unter anderem um das Thema Frauen in der Kirche.

Videostatement von Weihbischof Matthäus Karrer

Starke Themen bis zum Schluss

Freitag, 1. Oktober, 20.10 Uhr

Der zweite Tag der Synodalversammlung endet. Die Mitglieder gehen zum Abendessen. Zuvor haben sie sich mit einem komplexen Thema befasst, der „Priesterlichen Existenz heute“. Wie in einem Brennpunkt kamen dabei alle kirchlichen Zukunftsfragen zusammen wie das priesterliche Selbstverständnis und der Zölibat. Und auch die Missbrauchsthematik schwang immer wieder mit. Bischof Dr. Felix Genn (Münster) formulierte das Grundverständnis des vorgelegten Textes mit den Worten: „Das priesterliche Dienstamt ist Dienstamt im priesterlichen Gottesvolk.“

Das Spektrum der Wortbeiträge war groß – einige Schlaglichter: „Die gegenwärtige Situation der Priester verschärft sich“, sagte Bischof Dr. Gebhard Fürst. Er erwähnte Überforderung und abnehmende Wertschätzung. Kardinal Reinhard Marx (Erzbistum München und Freising) sagte: „Die katholische Kirche wird es ohne Priester nicht geben.“ Dr. Birgit Aschmann schlug vor, die Priester in den Diözesen konkret zu fragen, ob das Zölibat klappt.

Außerdem gab es einen Ausblick zu einem zweiten Brennpunkt-Thema: Frauen in der Kirche. Noch vorzulegende Texte wollen die „Möglichkeit der Christusrepräsentation auch von Frauen“ auch für die weltkirchliche Diskussion begründen.

Zweite Synodalversammlung: Videostatement von Thomas Nixdorf

Textarbeit in Zahlen

Freitag, 1. Oktober, 16.50 Uhr

Die Pressestelle des Synodalen Wegs legt eine Statistik zu den vorgelegten Textvorlagen vor. Demnach gab es von den Synodalen insgesamt 1.427 Änderungsanträge. 74 Synodalen haben kommentiert. Davon: 
31 über  ZdK-Berufene: 42 Prozent
14 über  DBK-Berufene: 19 Prozent
24 über „Andere“-Berufene: 32 Prozent
5 über  U30-Berufene: 7 Prozent
 

Videostatement von Weihbischof Thomas Maria Renz

Paradigmenwechsel beim Thema Sexualität

Freitag, 1. Oktober, 16.30 Uhr

Einen Paradigmenwechsel nimmt der Grundtext „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ vor: „Die Synodalversammlung ist überzeugt, dass die Neuausrichtung der Pastoral nicht ohne wesentliche Neuakzentuierungen der kirchlichen Sexualehre möglich sein wird. Deshalb regt die Synodalversammlung wichtige Neuakzentuierungen der kirchlichen Lehre an und hält die Überwindung einiger Engführungen in Fragen der Sexualität aus sexualwissenschaftlichen wie theologischen Gründen für dringend erforderlich.“ Im Mittelpunkt steht eine positive Sicht auf Sexualität, die etwa in die Forderung mündet, dass für andere Lebensformen als der Ehe eigenständige Rituale und Segenshandlungen gefunden werden sollten.

Es entspannt sich eine lebhafte Debatte mit einer großen Bandbreite der Redebeiträge. Vor allem Vertretern der Jugendverbände geht der Text nicht weit genug – bis hin zu der Forderung, das Sakrament der Ehe für alle Partnerschaften zu öffnen –, während eine Gruppe um die Moraltheologin Katharina Westerhorstmann für ein vertieftes Verständnis der geltenden kirchlichen Sexualmoral wirbt.

Mit großer Mehrheit billigen die Synodalen den Grundtext in Erster Lesung, geben dem zuständigen Synodalforum aber eine Vielzahl an Änderungsanträgen mit. Der Bochumer Neutestamentler fasst den Anspruch an den Text so zusammen: „Wir brauchen einen inklusiven Ansatz, der nicht undifferenziert ist, wir brauchen Verantwortung, die nicht skrupulös ist, und wir brauchen Freiheit, die durch Liebe gefüllt ist.“

Videostatement von Daniel Noa

Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs

Freitag, 1. Oktober, 14.30 Uhr

Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier) legt der Synodalversammlung seinen Bericht zur Aufarbeitung und Aufklärung des sexuellen Missbrauchs vor. Es ist sozusagen eine „Fortschrittsanzeige“, wie der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes sagt. Als eine der eingelösten Verpflichtungen nannte Ackermann insbesondere die Verabschiedung der Personalaktenordnung. Mit ihr soll in den Diözesen eine einheitliche Dokumentation von Missbrauchsbeschuldigungen erreicht werden.

Laut Ackermann gibt es von Betroffenenseite Kritik an der Bearbeitungsdauer der Anträge im Verfahren zur Anerkennung des Leids. Es werde auch rückgemeldet, dass das Verfahren zu Retraumatisierungen führe. Als ein Thema, an dem in Zukunft noch gearbeitet werden muss, nannte Ackermann das überdiözesane Monitoring der Prävention.

Kai Christian Moritz vom Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen der sexualisierten Gewalt erklärte zu dem Bericht: „Wir können nur sagen, ja, wir sind auf dem Weg.“ Dieser Weg sei aber sehr lang und sehr steinig. Zusammen mit Johanna Beck, ebenfalls vom Betroffenenbeirat, stellte er mehrere Fragen. „Was ist das für eine Kirche, die Wunden heilen soll, aber durch Missbrauch, Vertuschung und Diskriminierung von Frauen immer wieder neue Wunden schlägt“, sagte zum Beispiel Beck. Das seien keine rhetorischen Fragen, sondern Überlebensfragen. Eine Antwort auf diese Fragen sei der synodale Weg, weil sich in der Kirche etwas bewegen müsse.

In der anschließenden Diskussion störten sich einzelne Stimmen an der Bezeichnung der Kirche als „Täterorganisation“, andere sprachen dagegen von der Mitverantwortung der Laien und von struktureller Schuld.

Von Voten, Wind und Widerstand

Freitag, 1. Oktober, 13.15 Uhr

Journalistinnen und Journalisten lieben es, wenn es knistert oder auch mal kracht – denn das ist der spannendste Lesestoff: Ob denn der Eindruck stimmt, dass nun ein etwas anderer Wind weht in der Synodalversammlung, wollen Kolleginnen und Kollegen bei der Halbzeit-Pressekonferenz wissen; ob der Ton rauer oder konfrontativer geworden ist. Ein Kollege meint sogar, die ersten Kritiker hätten sich innerlich schon verabschiedet. Nein, sagt Bischofskonferenz-Sprecher Matthias Kopp, alle Synodalen seien – soweit es ihnen möglich ist – noch an Bord. Es sei wichtig, dass abweichende Meinungen klar benannt werden, sagt Benediktinerschwester Philippa Rath, die die Deutsche Ordensobernkonferenz in der Synodalversammlung vertritt. Ja, auch Streit gehöre selbstverständlich dazu, findet Sarah Henschke, die den Bundesverband der Gemeindereferentinnen und -referenten in Frankfurt repräsentiert.

Gleichwohl würden sich beide Frauen wünschen, dass die Abstimmungsvoten nach Teilnehmergruppen aufgeschlüsselt werden, dass also erkennbar wird, wie die Bischöfe abgestimmt haben. Am Vormittag hatte sich eine Debatte um die Geschäftsordnung entbrannt, die dies bei der Ersten Lesung nicht vorsieht. Was wäre, so die Sorge, wenn unter den zumeist etwa 30 Nein-Stimmen bei den Abstimmungen über die einzelnen Papiere ein hoher Anteil von Bischöfen wäre und die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit dieser Synodalengruppe am Ende gar nicht zustande käme?

Videostatement von Svenja Stumpf

Gottesdienst nach vielen Anträgen

Freitag, 1. Oktober, 12.30 Uhr

Der Vormittag war intensiv: voller Änderungsanträge und voller Anträge zur Geschäftsordnung, denn immer wieder war einzelnen aufgrund der Formulierungen oder des Antragsaufbaus nicht klar, welcher Text bei einer Zustimmung oder Ablehnung gilt. Die Rednerliste war angesichts der Texte zu Themen „Macht und Gewaltenteilung“, „Gemeinsam beraten und entscheiden“, „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs“ lang, sodass die Redezeit auf jeweils eine Minute reduziert wurde. Dies wurde auch wieder streng kontrolliert. Bevor es zum Mittagessen geht, feiern die Mitglieder der Synodalversammlung nun erst einmal Eucharistie. Dafür wurde ein Altar in die Mitte des Saals gestellt.

Thema "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche"

Freitag, 1. Oktober, 10.15 Uhr

In dem Grundtext „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“  geht es darum, „die Machtordnung und besonders die Leitungsstruktur in der katholischen Kirche durch mehr Partizipation aller Gläubigen so zu erneuern, dass der Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat besser gedient ist“. Die Synodalen diskutieren unter anderem über Fragen der Legitimität und der praktischen Umsetzbarkeit, etwa mit Blick auf mögliche Konflikte mit dem Kirchenrecht und dem Staatskirchenrecht, sowie über Best-Practice-Modelle, etwa in Jugendverbänden oder Ordensgemeinschaften, die bereits Leitungsämter auf Zeit haben. Zu den Streitpunkten zählt ferner die Unterscheidung von Demokratie und Synodalität sowie das Verhältnis von Macht und Vollmacht. Hier und auch bei den Kriterien im Spannungsverhältnis von Vielfalt und Einheit nachzusteuern, regt Bischof Dr. Gebhard Fürst in seinem Redebeitrag für die weitere Arbeit an. Ein alternativer Grundtext, den eine Gruppe von Synodalen eingebracht hat, weil sie unter anderem die Sakramentalität der Kirche zu wenig berücksichtigt sieht, wird von der Synodalversammlung abgelehnt.

Videostatement von Gabriele Klingberg

"Wieder optimistischer gestimmt"

Ein Statement von Weihbischof Dr. Gerhard Schneider am Morgen des zweiten Sitzungstages (Freitag, 1. Oktober)

Ich verfolge die Zweite Synodalversammlung mit geschientem Fuß vom heimischen PC aus - Folge eines Bänderrisses in der vergangenen Woche. Vom Auftakt gestern Abend blieb mir vor allem ein Satz aus einem der ersten Statements zu Beginn in Erinnerung: "Es kann nicht darum gehen, sich irgendwie über die Zeit zu retten."

Mit anderen Worten: Es geht beim Synodalen Weg vor allem auch darum, konkrete Handlungsoptionen zu entwickeln und zur Abstimmung zu bringen. Während der letzten Monate hatte ich immer wieder die Sorge, dass sich die Diskussion in theologischen Grundsatzdiskussionen über lange Texte erschöpft.

Der zielorientierte Verlauf der ersten Abstimmungen gestern Abend hat mich wieder optimistischer gestimmt. Ich bin auf die Lesungen der ersten Handlungstexte heute sehr gespannt.

Die Beratungen beginnen

Freitag, 1. Oktober, 9.00 Uhr

Die Synodalversammlung ist wieder versammelt. Nach einem kurzen Impuls starten die Beratungen - ein Schwenk durch den Saal.

Ruhe vor dem Start des zweiten Beratungstags

Freitag, 1. Oktober, 8.00 Uhr

Noch ist der Medienarbeitsraum leer. Die Großbildschirme sind dunkel. Das wird sich aber bald ändern. Um 9 Uhr startet die Synodalversammlung in den zweiten Beratungstag. Dieser bietet volles Programm: Bis 20 Uhr werden weitere Textvorlagen, zum Beispiel zum Thema "Macht und Gewaltenteilung", besprochen. Jetzt erst einmal gehen die Mitglieder der Synodalversammlung zum Frühstück. Das nehmen sie übrigens nicht im Hotel ein, sondern direkt im Congress Center, um angesichts des Programms Zeit zu sparen.

Videostatement von Bischof Dr. Gebhard Fürst

Ende eines langen Nachmittags

Donnerstag, 30. Sptember, 20.25 Uhr

Mit einem kurzen geistlichen Impuls endet das Beratungsprogramm des ersten Tages. Die Mitglieder der Synodalversammlung können nun das Abendessen genießen - und vielleicht im persönlichen Gespräch weiter debattieren und den Nachmittag Revue passieren lassen.

Erste Abstimmungsergebnisse

Donnerstag, 30. September, 19.33 Uhr

Die erste Vorlage, der Präambeltext, ist durch die Abstimmungen der Ersten Lesung durch. "Wir haben ein Jahr darauf gewartet", sagt Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und des Synodalen Weges.

Straffe Rededisziplin

Donnerstag, 30. September, 19.00 Uhr

Von den 230 Mitgliedern der Synodalversammlung sind 212 in Frankfurt. Bei den Redebeiträgen wird streng darauf geachtet, dass die Redezeit nicht überschritten wird. Immer wieder werden Rednerinnen und Redner an die Zeit erinnert.

Erste Aussprache: Streiten, aber beieinander bleiben

Donnerstag, 30 September, 18.05 Uhr

Eine erste Aussprache nach dem Bericht des Präsidiums bringt die vielfach herrschende Frustration über jüngste Entwicklungen in der Kirche in Deutschland, insbesondere mit Blick auf persönliche Verantwortung von Amtsträgern zutage, und die Erwartung nach radikalen strukturellen Reformen, aber auch die Sorge, "dass wir uns verlieren, wenn wir nicht aufpassen", wie Bischof Dr. Gebhard Fürst in seiner ersten, sehr persönlichen Wortmeldung sagt. Das bischöfliche Amt sei sehr beschädigt; die Strukturen in der Kirche "halten nicht das, was sie versprechen, nämlich das Heilsein für die Menschen mit zu ermöglichen und zu verkündigen". Über all das gelte es zu sprechen, darüber auch heftig zu streiten, sagt Fürst. Er wünsche sich aber auch den Geist der Geschwisterlichkeit - "nicht in falscher Harmonie, nicht im Ausweichen von Streit oder in Bagatellisierung, sondern darin, dass wir voneinander nicht lassen bei aller Problematik, die da ist" - und zwar nicht nur beim Synodalen Weg, sondern auch in Bezug auf die Weltkirche und ihre Organe.

 

Von der Harmonie zum Panorama

Donnerstag, 30 September, 16.30 Uhr

"Harmonie" heißt der Saal des Frankfurter Kongresszentrums, in dem die Journalistinnen und Journalisten das Geschehen verfolgen. Es werde aber nicht nur Harmonie geben, machen die Vertreter des Präsidiums bei der Eröffnung der Synodalversammlung deutlich; auch ein Ringen, auch Streit sei notwendig, um zu guten Ergebnissen zu kommen, ist immer wieder zu hören. Bischof Bätzing erinnert an ein Wort von Papst Franziskus, der mit Blick auf die erste Phase des weltweiten Synodalen Wegs gesagt hat, dass es nicht darum gehe, Texte zu produzieren, sondern Träume aufkeimen zu lassen. Bätzing erklärt für den Synodalen Weg in Deutschland: "Wir schreiben Träume auf, die wachsen sollen." Der Saal, in dem die Synodalversammlung tagt, heißt übrigens "Panorama".

Begleitaktion zur Begrüßung

Donnerstag, 30. September, 16.05 Uhr

Mitglieder von "Wir sind Kirche" und "Maria 2.0" empfangen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Zweiten Synodalversammlung vor dem Congress Center mit einer Begleitaktion. Mit Stoffbändern mit dem Aufdruck „getauft und gefirmt“ machen sie darauf aufmerksam, dass alle durch die Taufe dieselbe Würde haben.

Aus der Pressekonferenz

Donnerstag, 30. September, 16.00 Uhr

Mit einem Dank an alle, die in den Synodalforen "in erheblicher Weise gearbeit haben", beginnt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing, sein Statement in der Auftakt-Pressekonferenz. "Jetzt ist es wichtig, dass nach der erheblichen Phase der Arbeit der vier Synodalforen alle Synodalen wieder zusammenkommen und das Vorgelegte beraten, die Köpfe zusammenstecken, die kirchliche Situation miteinander in den Blick nehmen und dazu Stellung nehmen - das ist der Auftrag dieser Zweiten Synodalversammlung." Es soll darum gehen, "Wegweiser zu errichten", die den Foren zeigen, "ob die Weichen richtig gestellt sind", ergänzt Prof. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Am ersten Tag beraten die Synodalen die Präambel, die nach den Worten von Karin Kortmann eine Klammer bildet für die zu beschließenden Texte und eine Standortbestimmung. Außerdem steht ein Orientierungstext zur Debatte, der sich grundsätzlichen Fragen widmet wie dem Verhältnis von Schrift und Tradition, Theologie und Lehramt, so erklärt der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode.

 

 

Die Pressekonferenz hat begonnen

Donnerstag, 30. September, 15.15 Uhr

Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Präsident des Synodalen Weges, eröffnet die Pressekonferenz zum Auftakt der Zweiten Synodalversammlung. Er blickt kurz auf den bisherigen Prozess zurück. Corona habe die Arbeit ausgebremst, aber nicht gestoppt.

Vor der Pressekonferenz

Donnerstag, 30. September, 14.20 Uhr

Die Bühne im Congress Center Messe Frankfurt ist bereitet: Zum Auftakt der Zweiten Synodalversammlung gibt es eine Pressekonferenz um 15.15 Uhr. Das Interesse ist groß. Etwa 80 bis 100 Medienleute werden erwartet.

Das Programm für den ersten Tag

Um 16.30 Uhr beginnt am Donnerstag, 30. September, die Zweite Synodalversammlung. Zur Eröffnung gibt es zunächst einen Wortgottesdienst. Nach dem Bericht des Präsidiums geht die Arbeit los. Zunächst stehen der Präambel- und der Orientierungstext auf der Tagesordnung.

 

Zweite Synodalversammlung

Anträge, Änderungen und Abstimmungsergebnisse

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Programm & Dokumente

Zweite Synodalversammlung

Die Online-Konferenz am 4./5. Februar 2021

Pressesprecher Gregor Moser berichtete und sprach mit Teilnehmern aus unserer Diözese über ihre Erfahrungen und Einschätzungen.