Das „sanfte Gesetz“ in seinem christlichen Gehalt: Wirken und Werk von Adalbert Stifter
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In der Vorrede zum Band „Bunte Steine“ schreibt der böhmische Dichter Adalbert Stifter: „Wir wollen das sanfte Gesetz zu erblicken suchen, wodurch das menschliche Geschlecht geleitet wird. Es ist das Gesetz dieser Kräfte, das will, dass jeder geachtet, geehrt und ungefährdet neben dem Andern bestehe, dass er seine höhere menschliche Laufbahn gehen könne, sich Liebe und Bewunderung seiner Mitmenschen erwerbe, dass er als Kleinod gehütet werde, wie jeder Mensch ein Kleinod für alle Menschen ist.“ Darüber denken wir am Todestag Stifters nach (+ 28.1.1868). In seiner Erziehung im benediktinischen Geiste hatte Stifter gelernt, wie er selbst in einem Brief schreibt, dass „das Göttliche in dem Herrn des Himmels ohne Schranke sei, im Menschen beschränkt.“ Aber dieses Göttliche sei das eigentlichste Wesen des Menschen „und strebe überall und unbedingt nach beglückender Entfaltung als Gutes, Wahres, Schönes in Religion, Wissenschaft, Kunst, Lebenswandel.“
Stifter erzählt einerseits von den irdischen Problemen und den Herausforderungen der vom Scheitern bedrohten menschlichen Existenz und andererseits von der Ewigkeit der göttlichen Welt und ihrer Schönheit. Diese Verbindung von Idealismus und Realismus spannt immer eine Brücke zwischen Welt und Über-Welt – oder wäre es besser zu sagen: Stifter überwölbt die beinharten Realitäten mit über- und umspannender Idealität? Am Ende sind es aber die „gewöhnlichen alltäglichen, in Unzahl wiederkehrenden Handlungen der Menschen, in denen dieses Gesetz am sichersten als Schwerpunkt liegt“ – zum Beispiel das Kochen der Milch auf dem Herd. Den Referenten des Abends, Dr. Wolfgang Steffel, der väterlicherseits Wurzeln im Böhmerwald nahe Krumau an der Moldau hat, sieht darin eine wichtige Spur, den religiösen Gehalt des „sanften Gesetzes“ von Stifter genauer zu bestimmen. Wie können wir das Gewöhnliche des Alltags mit außergewöhnlicher Hingabe tun? Und wie das Außergewöhnliche in gewöhnlicher Souveränität meistern?
Referent: Dr. Wolfgang Steffel, Dekanatsreferent
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