Mit einer christlichen Trauerfeier in der Tübinger St. Johanneskirche verabschiedeten sich heute unter strengen Coronaauflagen Familienangehörige und Weggefährten von dem am 6. April verstorbenen Theologen Hans Küng. In dem vom SWR live übertragenen Gottesdienst würdigte Küngs langjähriger Weggefährte Pfarrer Wolfgang Gramer den Verstorbenen als „einen, der die frohe Botschaft eines liebenden Gottes verkündigte.“ Gramer hob hervor, dass Küng immer die notwendige Wandelbarkeit der Kirche gelehrt habe. Er habe dafür im Inneren der Kirche gekämpft, so Gramer. Seine Krankheit am Ende ertrug er mit dem Gedanken, dass Gottes Liebe nicht vor allem Leid bewahre, sondern in allem Leid.
Persönlicher Mentor und Seeslorger
Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte, der Tod von Hans Küng habe sehr viele Menschen in der ganzen Welt bewegt. Hans Küng sei einer der großen geistigen Lehrer seiner Generation gewesen. In jeder Familie wurde damals viel über Küng gesprochen, erinnerte sich Kretschmann. Als Donnerschlag bezeichnete Kretschmann den Entzug der Lehrerlaubnis1979. Küng aber habe aus diesem Ereignis mit seinem Projekt Weltethos einen Neuanfang gemacht und eine katholische, weltumspannende Mission für Völkerverständigung erfüllt. Für ihn selbst sei Küng ein persönlicher Mentor und Seelsorger in zentralen Sinnfragen des Lebens geworden, so Kretschmann. Das gesamte Land nehme Anteil am Tod von Hans Küng.
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hob die enge Verbundenheit von Hans Küng zur Stadt Tübingen hervor. Von Tübingen aus habe Küng in die ganze Welt hinausgewirkt.
Letzte Ruhestätte auf dem alten Stadtfriedhof in Tübingen
Der Trauergottesdienst, veranstaltet von der Stiftung Weltethos, der Stadt Tübingen und der Universität Tübingen, wurde in der Tübinger Kirche St. Johannes abgehalten, wo Küng selbst oft Messen gefeiert hatte. Seine letzte Ruhestätte fand Hans Küng auf dem alten Stadtfriedhof in Tübingen, direkt in unmittelbarer Nähe seines langjährigen guten Freundes Walter Jens.
Hans Küng starb im Alter von 93 Jahren. Er litt unter Parkinson und hatte sich zunehmend in den letzten Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Einem Millionenpublikum wurde Küng mit seinen Büchern „Christ sein“, „Existiert Gott“ und „Unfehlbar“ bekannt. 1979 wurde ihm die kirchliche Lehrbefugnis entzogen. Seither lehrte Küng an dem von ihm gegründeten Ökumenischen Institut in Tübingen. Er trat mit seiner Stiftung Weltethos besonders für den Frieden in der Welt auf der Grundlage des Friedens der Religionen ein.