Für die Entscheidung, ihr Tagungshaus für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, brauchte die Mönchsgemeinschaft der Abtei Neresheim wohl nur wenige Minuten. Innerhalb einer Viertelstunde konnte Konventualprior Pater Albert Knebel mit Blick auf einen Appell von Landrat Dr. Joachim Bläse mit einer Zusage reagieren. „Für uns Benediktinermönche ist die Gastfreundschaft eine ganz zentrale Aufgabe und Selbstverpflichtung“, sagt Pater Albert. In der Regel des heiligen Benedikt, die im 6. Jahrhundert verfasst wurde, stehe, dass alle Gäste wie Christus aufgenommen werden sollen – „und mit besonderer Sorgfalt die Armen und die Pilger, weil in ihnen Christus besonders aufgenommen wird“, betont der Klosterobere.
Vor einigen Tagen sind die ersten 14 Geflüchteten im Tagungshaus der Abtei auf dem Neresheimer Ulrichsberg angekommen und fühlen sich nach Einschätzung von Wohnheimleiterin Petra Schaff sehr wohl. „Ich bin sehr froh, dass wir für das Klosterhospiz, unser großes Tagungshaus, jetzt diese unserem Ideal entsprechende Aufnahmeform für die Flüchtlinge aus dem Gebiet der Ukraine finden konnten“, betont Pater Albert. Weil die aus sechs Mönchen bestehende Klostergemeinschaft – drei von ihnen sind über 80 Jahre alt – die konkrete Betreuung nicht leisten kann, hat die Abtei die Verantwortung in die Hände des Landkreises gelegt. In enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Stadt Neresheim werden die geflüchteten Menschen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschäftsbereichs „Integration und Versorgung“ der Kreisverwaltung betreut. Zunächst für ein Jahr fungiert das Tagungshaus nun als staatliche Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge.