Bischof Dr. Gebhard Fürst: Predigt in der Osternacht 2006

Rottenburg, Dom St. Martin

Schrifttexte: Gen 1-2,2; Ex 14,15-15,1; Jes 55,1-11; Röm 6,3-11; Mk 16,1-7

Liebe Schwestern und Brüder!

In der Liturgie der Osternacht sind die eindrucksvollen Lesungen aus dem Alten Testament etwas Besonderes. Sie führen uns hin zu der unerhört-frohen Botschaft dieser Nacht: Das Leben siegt über die Mächte des Todes. Jesus Christus steht von den Toten auf zum neuen Leben, zum ewigen Leben. Gott rettet ihn aus dem Griff des Todes. Darüber jubelt heute der ganze Erdkreis.

Wer ist dieser Gott, der so handelt? - Die Lesung aus dem Buch Exodus gibt ihre Antwort mitten hinein ins Leben.

Menschen waren - getrieben von Hunger und Not - in das wohlhabende Reich des Pharao eingewandert. Dort fanden sie Arbeit und Auskommen. Aber ihr Überleben kostet sie einen hohen Preis. Sie werden unterdrückt, ausgebeutet und gefangen gehalten. – Kennen wir nicht heute ähnliche Erfahrungen? Am fremden und am eigenen Leben? – Erfahrungen, die mich niederdrücken, die mich einschließen wie in ein Gefängnis. Wir kennen wie die Israeliten die Sehnsucht, frei atmen zu können, befreit zu werden und den unterdrückenden Kräften und den Fesseln zu entfliehen. Die Sehnsucht nach einer besseren, nein, nach einer von Zwang und Lasten befreiten und erlösten Zukunft wird auch unter uns mächtig.

Und die Geschichten des Buches Exodus bezeugen uns in dieser Osternacht: Gott hört das Schreien der erlösungsbedürftigen Menschen: Gott erhört und führt heraus aus Not und Angst. – Er verheißt, dem, der sich von Gott führen lässt das Land der Freiheit.

Den befreienden Auszug aus der Gefangenschaft in Ägypten erfahren die Niedergedrückten am eigenen Leib als Gottes machtvolle und befreiende Tat.

Dieses Ereignis der Befreiung aus dem Haus der Unfreiheit prägt den Glauben und das Gottesverständnis des israelitischen Volkes zutiefst. Dieser Glaube soll auch in dieser Stunde neu geweckt werden: Dass wir unseren Verfolgern entkommen können und gerettet werden durch das Meer der Bedrohung hindurch, das verdanken wir schließlich dem machtvollen Handeln unseres Gottes. Ja unseres Gottes, der befreit - selbst aus den Fesseln des Todes.

Diese erzählte "Großtat" Gottes an den Menschen steht beispielhaft für die Zuwendung Gottes zu den Schwachen und Gebeugten, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten. Die Erfahrung der Menschen um Moses wird zum Angelpunkt der Heilsgeschichte des Alten Bundes. Die Geschichte bezeugt Gott als den, der aus Unterdrückung befreit und als den Garant eines erlösten Lebens. Der Auszug aus dem Zustand der Bedrückung ist die Urerfahrung der Befreiung durch Gottes Handeln an dem, der seine Hilfe erfleht. Gott rettet und erlöst den in größter Not und tiefstem Elend lebenden Menschen zu neuem, zum wahren Leben. In dieser Urerfahrung des Menschen ist zugleich die österliche Botschaft vorgebildet.

In Jesus selbst, der in seinem Leben der Liebe zu den Menschen immer mehr in die tiefste Menschennot geraten ist, eingeengt und missverstanden, verfolgt und geschlagen, der schließlich zu Tode gebracht wird: an ihm erweist sich die aus der tiefsten Not rettende Lebensmacht Gottes, der die Menschen liebt und unseren Schrei hört. So wird sich auch an mir – darauf dürfen wir vertrauen – wo ich in Not gerate, wo ich eingeengt und missverstanden, verfolgt und geschlagen, der schließlich ums Leben gebracht werde – so wird sich auch an mir die Lebensmacht Gottes erweisen.

Dieser unvorstellbaren Tat Gottes, herauszuführen aus aller Not, dieser Botschaft, dass die Liebe Gottes den Tod überwindet, dieser österlichen Botschaft jubeln wir in dieser Nacht zu. Die Ketten des Todes sind gesprengt, die Erlösung ist geglückt, neues Leben ist möglich. Christus ist auferstanden, ja er ist wahrhaft auferstanden!

Amen!

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