Bischof Dr. Gebhard Fürst: Predigt zum „Aschermittwoch der Künstler“ 2014

Schriftlesungen: 2 Kor 5,20-6,2 - Mt 6,1-6.18

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
liebe Kunstschaffende!

Unsere diesjährige Feier zum Aschermittwoch der Künstler steht ganz im Zeichen der Musik! Musik und der Beginn der Fastenzeit, liebe Schwestern und Brüder, passen diese beiden Elemente zusammen?

Soeben haben wir gemeinsam Psalm 51 gesungen. Dieser Psalm zeigt, dass bereits für David Musik, Umkehr aber auch die Hoffnung auf die Gnade Gottes untrennbar zusammen gehören. Aus größter Not ruft David zum Herrn. Die Lyrik, die er verwendet und die Worte, die er wählt, lassen die tiefe Verzweiflung erkennen. Und die Musik der besonderen Vertonung der Verse, die wir gerade gehört haben, verstärkt und vertieft die Aussage, den Ausdruck des Palmgebetes von David.

Der 51. Psalm ist der vierte von insgesamt sieben Bußpsalmen im Psalter. Im Repertoire des Psalters kommt das gesamte Spektrum der Gefühle und Stimmungen, der ganzen Gemütslage der Menschen zum Ausdruck. Oder anders gesagt: Den Psalmen ist nichts Menschliches fremd! Psalmen drücken aus die verschiedensten Qualitäten von Gottesbeziehung - in all ihren Facetten – vom Halleluja-Jubel bis zum Klageschrei; von der Anklage bis zum Dank. Ja, Psalmen sind schonungslos offener, gesungener Dialog mit Gott!

Musik ist in der Liturgie unverzichtbar und wir möchten sie alle nicht missen! Der Dirigent und Musikwissenschaftler Philipp Harnoncourt schreibt den Tönen eine Wirkmacht zu, die größer ist als die Wirkmacht der Worte. Musik dringt in all ihren Facetten in die Tiefe der menschlichen Seele ein. Sie erreicht uns tief im Inneren: unsere Abgründe, unsere Ängste unsere Sehnsucht, unsere tiefen Freuden.

Der Musik eignet somit immer eine geistliche Dimension. Und darin besteht ihr hohes Potential für die Liturgie! Sie erschließt auf ihre Weise, was in der Liturgie in heiligen Zeichen und heiligen Worten zur Sprache kommt und sich ereignet. Musik ist kein Beiwerk, sondern eine wesentliche Dimension der Liturgie und besonderer Ausdruck des Glaubens. Musik vermag das, was sich in der Eucharistie ereignet, in uns aufzurufen und zum Klingen zu bringen. Der heilige Augustinus hat den wunderbaren Satz geprägt: „Wer singt betet doppelt!“ - Der mit den Klängen der Harfe tanzende David betetet tiefer, ganzheitlich, mit all dem Menschen zur Verfügung stehenden Ausdruckmöglichkeiten. Der ganze Leib tritt in Beziehung zu sich selbst und zu Gott seinem Schöpfer.

Musik in der Kirche kennt – wie der Psalter auch – viele Klangfarben. In der Liturgie erklingen verschiedenste Formen von Musik. Sie folgen einer Dramaturgie, die sich am Geschehen des Gottesdienstes orientiert. Diese Dramaturgie folgt einem stimmigen – man könnte sagen - „sinfonischen“ Zusammenspiel: vom Ruf der Glocken über den Gemeindegesang mit alten und neuen Liedern bis hin zur Orgel- und Orchestermusik aller Epochen; vom gregorianischen Choral über mehrstimmigen Chorgesang, die Stimme und die Stimmen, bis hin zu modernen und experimentellen Klang-, Licht- und Kunst-Kompositionen, wie wir sie hier heute erleben und erspüren.

Wenn in der Liturgie Musik erklingt, ereignet sich ein Zusammenspiel der Klänge, Worte und Farben, eine ästhetische Verbindung von Theologie und Kunst und ein Reichtum an Symbolen. Musik bleibt nicht bruchstückhaft! Sie ist „Sprache, wo Sprachen enden!“, sagt Rainer Maria Rilke. Musik ist „Heiliges Spiel“, Verkündigung: Botschaft. Und in diesem Sinne erfüllt sie ihren Dienst. Ist selbst Gottes-Dienst. Nach der Liturgiekonstitution des Zweiten Vaticanum (Sacrosanctum Concilium 120) ist Musik dazu bestimmt, - mit ihren übersprachlichen und gleichzeitig sinnlichen, mit ihren rationalen wie unerklärbaren Qualitäten - „Herzen mächtig zu Gott und zum Himmel emporzuheben“.

Am heutigen Aschermittwoch, dem Tag, an dem wir in Worten und Zeichen daran erinnern, dass wir in unserer irdischen Existenz vergänglich sind, erhebt uns die Kunst hinaus über das Irdische, hinein ins Göttliche!

Amen.

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