Corona

Bislang mehr als 900 Masken geschneidert

Aus auskochbarer Baumwolle werden in Winnenden in Zusammenarbeit mit der Stadt Behelfsmasken hergestellt. Foto: Nähfreunde für Mu-Na-Be Winnenden

Passend zur Mundschutzpflicht: Ein ehrenamtliches Nähteam fertigt seit mehreren Wochen Behelfsmasken aus Stoff an.

Winnenden. Rund 40 Männer und Frauen, darunter mehrere Geflüchtete, nähen in Winnenden seit Wochen, was ab dem 27. April in Baden-Württemberg und vielen weiteren Bundesländern zur Pflicht wird: Mundschutzmasken. Das kleine Nähteam hat diese Aufgabe schon seit Mitte März übernommen, kurz vor Ostern ist auch die Stadt Winnenden in das Projekt eingestiegen. Fortan wird nicht mehr nur für die Ehrenamtlichen beispielsweise aus der Nachbarschaftshilfe genäht, sondern auch für die Marktbetreiber, die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für Polizeibeamte und viele mehr. Der Bedarf steigt mit der Pflicht, so viel ist sich Sigrid Schorn sicher, die gemeinsam mit Doris Dietrich vom Freundeskreis Flüchtlinge Leutenbach-Winnenden e.V. das Projekt vor Ort initiiert hat.

„Die Idee, Behelfs-Mund-Nasen-Masken zu nähen, kam bei einer Videokonferenz auf, an der Kollegen und Kolleginnen der Caritas-Konferenzen aus ganz Deutschland teilgenommen haben“, sagt Schorn, selbst Geschäftsführerin des Diözesanverbandes Rottenburg-Stuttgart der Caritas-Konferenzen Deutschland (CKD). Eine Kollegin aus der Diözese Osnabrück berichtete von einer entsprechenden Anfrage einer Altenhilfeeinrichtung. In der Folge entwickelte sich über die katholische Kirchengemeinde Sankt Jakobus die Vernetzung mit dem Freundeskreis Flüchtlinge Leutenbach-Winnenden, der schon eine digitale Nähgruppe für Masken gebildet hatte – und damit wurde die Idee auch vor Ort umgesetzt. Nach kurzer Zeit fanden sich weitere Ehrenamtliche, die zuhause ihre Nähmaschinen auspackten und sich ans Werk machten. „Es sind Mitglieder des Freundeskreises, der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden und vor allem Flüchtlinge aus Winnenden“, freut sich Schorn. „Es ist erstaunlich, wie viele Menschen sich melden, die nähen oder Stoff und Nähutensilien spenden möchten“, sagt Mitinitiatorin Dietrich. „Es rufen Menschen bei mir an, von denen ich seit Jahren nichts mehr gehört habe.“

Jede Maske bekommt einen Beipackzettel

Von Beginn an hat das Team die Masken kostenlos und nur mit einem Beipackzettel ausgegeben. „Uns ist wichtig, dass allen klar ist, dass die Masken die Träger nicht vor einer Ansteckung schützen, sondern dass dadurch Risikogruppen besser geschützt werden können“, sagt Schorn. „Wir alle können gemeinsam etwas dafür tun, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen und durch unser ebenso umsichtiges wie solidarisches Handeln das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, damit für alle kranken Menschen weiterhin eine gute Versorgung gewährleistet werden kann.“ Professionelle Atemschutzmasken sollen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in medizinischen und pflegerischen Berufen vorbehalten bleiben. Daher auch die Betitelung der Winnender Masken als Behelfs-Mund-Nasen-Masken. Dietrich fügt hinzu: „Vermutlich werden wir uns noch lange gegenseitig schützen müssen. Deshalb sind diese Masken ein Beitrag zu einer vorsichtigen weiteren Lockerung des Kontaktverbots beim Einkaufen und in den Institutionen.“

Stadtverwaltung Winnenden steigt in Näh-Projekt ein

In der Karwoche meldet sich die Stadtverwaltung bei ihr. Seither kümmern sich die Verantwortlichen dort darum, dass Stoff aus auskochbarer Baumwolle zur Verfügung steht. Jeder Masken-Näher erhält mittlerweile ausgeschnittene Einzelteile im Zehnerpack mit Gummibändern, die er oder sie dann zu einer Behelfsmaske zusammennäht. Zudem sind die Masken nunmehr mit der Aufschrift „Einander helfen“ bedruckt. Auch darum hat sich die Stadtverwaltung gekümmert. Die Stadt Winnenden trägt die Kosten für das Projekt. Über Spenden freuen sich die Initiatoren. „Wer spenden möchte, darf das für Projekte in Afrika tun, wo die Menschen der Corona-Pandemie ungleich härter ausgesetzt sind. Der ortsansässige Verein discover e.V. verteilt die Spendengelder direkt an seine afrikanischen Mitarbeiter vor Ort, so dass jeder Cent dort ankommt“, erläutert Dietrich. „In Winnenden arbeiten die Ehrenamtlichen aus verschiedenen Vereinen zusammen.“  Inzwischen wurden mehr als 900 Masken fertig, am Ende sollen 6.000 entstehen.

Lebendiges Netzwerk trotz Kontaktsperre

Ein schöner Nebeneffekt in den Zeiten der Kontaktsperre: Das gesamte Nähteam kommuniziert über eine Messenger-Gruppe, persönliche Treffen sind schließlich nicht möglich. „Ich kenne viele Engagierte nur digital. Wir haben Schnitte, aktuelle Informationen und Anfragen ausgetauscht, die Übergabe ‚Kontaktsperren-freundlich‘ organisiert, Pressemeldungen herausgegeben und vieles mehr - ohne direkte Begegnung. Aber unsere Gruppe ist sich trotzdem unheimlich nah und wir tauschen uns häufig aus“, erzählt Schorn begeistert.

Die Nähgruppe in Winnenden ist eines von vielen Projekten, die in der gesamten Diözese im Zuge der Viruskrise entstanden sind und bei denen sich die Menschen untereinander unterstützen. Wir haben einige davon in einer Sammlung zusammengestellt:

Zur Sammlung Gemeindeleben in Zeiten der Krise

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