In aller Stille hat ein Fachmann die Johannesfigur aus Alabaster nach einer restauratorischen Untersuchung wieder an ihren angestammten Platz in der Klosterkirche Schöntal montiert. Darüber informierten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg vor Kurzem. „Aus Sicherheitsgründen ist das ganz ohne öffentliche Aufmerksamkeit passiert: Es ist gut, wenn niemand beobachtet und dokumentiert, wie die wunderbare Figur am Altar montiert ist“, erklärt Geschäftsführer Michael Hörrmann in einer Pressemitteilung.
Im Jahr 2018 war der Heilige Johannes aus der Klosterkirche gestohlen worden. Die Wiederauffindung der barocken Skulptur war spektakulär und ein Erfolg für die deutsch-französische Polizeiarbeit. Denn die Spur hatte die Ermittler nach Frankreich geführt. Dort folgte eine Durchsuchung bei einem einschlägig vorbestraften Kunstdieb, an der die französische Gendarmerie, das Bundeskriminalamt und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) beteiligt waren.
Der 49-jährige Beschuldigte soll über Jahre hinweg Kunst aus Museen, Kirchen, Galerien und Auktionshäusern gestohlen haben. Der Mann soll dabei sehr geschickt vorgegangen sein und die Werke meist am helllichten Tag und während der regulären Öffnungszeiten entwendet haben, wie das LKA im Zusammenhang mit der Rückgabe der Figur an die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg im vergangenen August mitteilte.
Ein barocker Schatz
Für Kloster Schöntal und die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sei es ein Glücksfall gewesen, dass das Landeskriminalamt im Rahmen der grenzüberschreitenden Polizeiaktion den gestohlenen Johannes im östlichen Frankreich sicherstellen konnte. „Kloster Schöntal und seine Klosterkirche sind als Ensemble mit der reichen Ausstattung aus mehreren Jahrhunderten ein besonderer Schatz“, sagt Hörrmann. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sind für die konservatorische Betreuung des ehemaligen Klosters zuständig. Die Klosterkirche ist als katholische Gemeindekirche frei zugänglich.
„Ein Diebstahl in einem solchen Monument ist immer besonders tragisch, weil die Situation das Konzept der freien Zugänglichkeit in Frage stellt. Die Kirche ist für viele Menschen aus der Umgebung ein wichtiger Ort, sei es aus religiösen oder aus emotionalen Gründen“, betont Hörrmann die Bedeutung, die die Rückkehr der Figur hat.
Der Passionsaltar, aus dem der Heilige Johannes entwendet worden war, steht an einem der Pfeiler im nördlichen Kirchenschiff. Michael Kern schuf die Figur im 17. Jahrhundert. Der Bildhauer aus Forchtenberg war ein gefragter Künstler des Frühbarock. Die große Hauptszene in der Mitte des Altars zeigt eine Darstellung der Kreuzigung Christi. Die nun wieder montierte Figur gehört zu dieser Szene: Johannes, der Lieblingsjünger, und Maria trauern gemeinsam am Fuß des Kreuzes. Der Altar verbindet feine Reliefs mit vollplastischen Figuren. Der kostbare Alabasteraltar aus dem 17. Jahrhundert wurde - zusammen mit mehreren anderen Arbeiten von Kern - in die barocke Ausstattung übernommen, als die Klosterkirche im 18. Jahrhundert neu errichtet wurde.