Die Figur der schmerzhaften Muttergottes ist besonders im Marienmonat Mai ein beliebtes Ziel für größere und kleinere Pilgergruppen. Und am Pfingstmontag strömen in anderen Jahren Tausende zur Wallfahrt der Männer mit ihren Familien auf den heiligen Berg Oberschwabens, wie der Bussen bei Riedlingen im Volksmund genannt wird. Obwohl die Großveranstaltungen dieses Jahr wie an anderen Pilgerzielen in der Diözese coronabedingt abgesagt sind, ist Sr. Marietta Jenicek nie allein, wenn sie zur Wallfahrtskirche hochsteigt.
Seit Herbst arbeitet sie zusammen mit Schwester Maritta Rapp von den Sießener Franziskanerinnen in der Seelsorgeeinheit Bussen. Die beiden kümmern sich besonders um die Besucherinnen und Besucher des Gnadenortes. Kamen in früheren Jahren vor allem Frauen und Paare bei ausbleibendem Kindersegen auf den Berg, geht es den Menschen in diesen Tagen um ihre Gesundheit und die ihrer Angehörigen.
Persönliche Begegnung auch nach Corona
Sie sorgen sich auch um ihren Arbeitsplatz, wie ein Blick in das Fürbittbuch bei der Statue von Maria verrät, die ihren am Kreuz getöteten Sohn auf dem Schoß trägt. Viele, die mit ihren Problemen und anderen Anliegen in die Kirche kommen, freuen sich, wenn sie angesprochen werden, weiß Schwester Marietta. Wenn die Ordensfrau im vorgeschriebenen Abstand fragt, wie es ihnen geht, ist das für sie keine Floskel, eher ein Türöffner für den Austausch. Da geht es oft um das Wesentliche im Leben.
Schwester Marietta erzählt im Interview von vielen positiven Erfahrungen der letzten Wochen, die sie auf jeden Fall in die Nach-Corona-Zeit retten möchte. Etwa die Gartenzaunpastoral. Hier setzt sie sich auf die eine Seite des Zauns und betet mit der Person auf der gegenüberliegenden Seite. Oder persönliche Segensfeiern "to go" in der Wallfahrtskirche, die nicht an eine feste Gottesdienstzeit gebunden sind.
Sie kann es aber auch kaum erwarten, bis die Krise überwunden ist und die Menschen sich wieder näherkommen und miteinander singen dürfen. "Das muss wie Pfingsten sein", freut sich die Franziskanerin, wenn die Gottesdienstgemeinde ihrer Begeisterung für den Glauben erstmals wieder freien Lauf lassen kann.