Anlässlich des Internationalen Tags der Pflege am Dienstag, den 12. Mai, nehmen Pflegekräfte Stellung zu ihren Arbeitsbedingungen. Damit unterstreichen sie das Ziel einer Kampagne der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Diese setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege ein.
Altenpflegehelferin Heike Hager aus Schwäbisch Gmünd zählt zu den Fachkräften, die den Tag der Pflege nutzen, um den politischen Willen für eine wirkliche Verbesserung ihrer Situation einzufordern. Sie freut sich über die aktuelle Anerkennung, die ihr systemrelevanter Beruf in Corona-Zeiten erhält. Doch sie zeigt sich skeptisch, ob diese Anerkennung die Krise überdauert: „Wenn nun eine Wirtschaftskrise folgt, ist wieder kein Geld da. Unsere Arbeitsbedingungen verbessern sich erst, wenn aus der Pflege keine Gewinne mehr gezogen werden“, ist sich die Altenpflegehelferin sicher. Mehr Lohn müsse aber sein. Zudem sieht sie wahre Wertschätzung, wenn geregelt würde, dass auf fünf Arbeitstage zwei freie Tage folgen würden oder vier freie Tage auf zehn Arbeitstage am Stück. Aktuell arbeiten viele Pflegefachkräfte dagegen in zwölf Tage anhaltenden Dauerschichten.
Dass die Pflegekräfte nach der Corona-Krise völlig ausgelaugt sind, befürchtet ihre Kollegin, Sandra Lutz-Lang aus Aalen. „Ich wünsche mir mittelfristig einfach mehr Mitspracherechte für uns ‚arbeitende Bienchen‘“, sagt Lutz-Lang. Dafür ist sie auch bereit, sich zu engagieren.
Dieses Engagement fordert auch Susanne Lutz, Krankenschwester und Referentin in der Fort- und Weiterbildung, ein. Lutz ist auch die Diözesanvorsitzende der KAB. Gemeinsam mit ihr meldet sich eine weitere Expertin aus dem Ausbildungsbereich der Pflege zu Wort – Altenpflege-Lehrerein Gabriele Afheldt. Sie kritisiert den falschen Leistungsdruck in der Pflege: „Immer mehr Pflegekräfte ziehen ihre Bestätigung daraus, mehr Menschen gewaschen, gebadet und versorgt zu haben, als die Kollegen. Die Arbeitgeber signalisieren den ‚menschlichen Waschmaschinen‘, dass das genau richtig sei.“ Für sie ein Ergebnis der gewollten Ökonomisierung.
Notwendig sei dagegen, sich auf das Wesentliche zu besinnen. „Eine examinierte Pflegekraft muss Verantwortung tragen können, sie muss Arbeit einteilen, behandlungspflegerische Tätigkeiten durchführen, Pflege planen und überwachen.“ Dafür sei Zeit ein wichtiger Faktor. „Ich wünsche mir, dass alle in der Gesellschaft aktiv die Anliegen der Pflege unterstützen“, so Afheldt.
„Genug geklatscht“, meint daher auch der Betriebsseelsorger Werner Langenbacher aus Ravensburg. Die Beschäftigten in der Pflege seien lange übersehen worden. Nun stünden sie im Rampenlicht. „Sie arbeiten bis an physische und psychische Grenzen, machen Zusatzschichten, bleiben freundlich und setzen sich der Gefahr von Ansteckung aus“, sagt Langenbacher. Umso wichtiger sei es, dass ihre Belange zum Internationalen Tag der Pflege in den Mittelpunkt rückten.