Als sie als Erzieherin anfing, kamen die Kinder noch mit vier Jahren in den Kindergarten, erzählt Ruth Münzing-Rieger. Heute dagegen gehören nicht nur Krippengruppen mit Kindern unter drei Jahren, sondern auch erweiterte Öffnungszeiten bis hin zur Ganztagesbetreuung sowie offene Gruppen zum Standard. Diese Entwicklung der Kindertagesstätten hat Münzing-Rieger 38 Jahre lang mit fachlicher Expertise begleitet. Nun verabschiedet sie sich in den Ruhestand.
Im Jahr 1982 startete Münzing-Rieger als Fachberaterin beim Landesverband Katholischer Kindertagesstätten Diözese Rottenburg-Stuttgart. Sie baute die Fachstelle in Heilbronn auf, die damals als Teil des Beratungsnetzes neu entstand. Zuvor hatte Münzing-Rieger eine Ausbildung zur Erzieherin an der Katholischen Fachschule für Sozialpädagogik St. Martin in Neckarsulm gemacht. Sie gehörte damals zum ersten Kurs und zählte somit zu den ersten Absolventinnen der Bildungseinrichtung, wie sie berichtet. Nach einer Zeit als Erzieherin studierte Münzing-Rieger Sozialpädagogik und wechselte zum Landesverband.
Dort stand sie als Fachberaterin Kindertagesstätten und ihren Trägern als Ansprechpartnerin zur Seite. Zu den Aufgaben der Fachstellen, die über das Gebiet der Diözese verstreut sind, gehört die Beratung zum Beispiel in pädagogischen, personellen und organisatorischen Fragen. Außerdem bieten die Fachstellen Fortbildungen. Die Unterstützung der Einrichtungen bei der Erarbeitung des religionspädagogischen Konzepts auf dem Hintergrund des religionssensiblen Ansatzes sei ein Bereich, der bei allen Beratungen einfließe, erklärt Münzing-Rieger.
In den ersten Jahren war Münzing-Rieger, die aus dem Landkreis Heilbronn stammt, in der Fachstelle für die ganze Region Heilbronn-Franken zuständig. Sie war viel unterwegs zwischen den Standorten der einzelnen Einrichtungen. Später konnte sie sich das Gebiet mit einer Kollegin teilen. So habe jede etwa 50 Einrichtungen betreut, sagt sie.
„Wir greifen auch aktuelle Themen auf, zum Beispiel den Einsatz von Medien“, sagt die Fachberaterin. Rat war und ist natürlich auch in der Corona-Situation gefragt. Es habe jeden Tag Beratungsbedarf gegeben, berichtet Münzing-Rieger: Die Verordnungen und Hygienevorgaben mussten im Alltag der Kindertagesstätten umgesetzt werden.
Abseits von Corona ist der Fachkräftebedarf eine Herausforderung für die Kindertagesstätten. „Es ist eine wunderbare Aufgabe, mit Kindern arbeiten und sie begleiten zu können“, wirbt Münzing-Rieger mit all ihren Erfahrungen für die Arbeit in dem Bereich.
Die 65-Jährige hat jetzt mehr Zeit für sich und die schönen Dinge des Lebens, wie es unter anderem auf einem Wunschmobile neben ihrer Bürotür, einem Geschenk zum Abschied, heißt.