Die Krippe steht in der Kirche St. Martinus in Ailringen (Seelsorgeeinheit Mittleres Jagsttal) bereits. Trotzdem ist sie noch nicht zu sehen. Ein Weidengeflecht, das an einen umgestülpten Korb erinnert, verdeckt sie. Nur Lichtstrahlen scheinen zwischen den Lücken des Flechtwerks hindurch. Sie werfen ein geheimnisvolles Licht-und-Schatten-Muster auf die Wände des Gotteshauses.
Alle zwei Jahre überlegt sich Mesner Linus Kraft eine besondere Installation für die Adventszeit und baut sie zusammen. Diesmal verbindet er zwei Gedanken mit seinem künstlerischen Werk, wie er erklärt: die Einschränkungen, die Corona für das Leben bedeuten, und das Bewusstsein für die Umwelt.
Im Laufe des Advents wird das Geflecht immer mehr aufgeschnitten, sodass die Krippe immer mehr freigelegt wird - bis sie zu Heiligabend sichtbar ist. „Die Krippe ist auch Leben“, sagt Kraft.
Dass der Anblick auf die Krippe sich zunehmend öffnet, ist für Pfarrer Ingo Kuhbach der zentrale und spannende Aspekt an der diesjährigen Installation. Kuhbach hat das in seine Predigt zum ersten Advent eingebunden. Außerdem hat er eine Meditation verfasst, die in der Kirche ausgelegt wird. So könne sich jeder seine eigenen Gedanken zu dem Werk machen, erklärt er.
Kraft unterstützt seit Anfang der 1990er Jahre die Kirchengemeinde als Mesner. Der 61-Jährige ist gelernter Schreinermeister. Er habe verschiedene Kurse besucht, erläutert er den Ursprung seiner künstlerischen Motivation.
„Es entstehen immer tolle Sachen, die Ideen sind sehr gut“, meint Kuhbach über die außergewöhnliche Ausschmückung. Er selbst mache sich dazu immer eigene, ergänzende Gedanken. Dass verschiedene Interpretationen möglich sind, macht für den Pfarrer gerade die Qualität der Arbeiten aus.