Im Rahmen des Projekts "Synodaler Weg – Weltkirchliche Perspektiven" hat das Institut für Weltkirche und Mission (IWM) zusammen mit dem Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst (KAAD) eine empirische Studie durchgeführt. Sie wurde von der Deutschen Bischofskonferenz mitfinanziert.
Die Befragung richtete sich an Gläubige aus verschiedenen Ortskirchen weltweit und konzentrierte sich auf die Themen der deutschen Reformdebatte. Aus der Perspektive anderer weltkirchlicher Kontexte betrachtet, konnten diese Themen in ihrer Relevanz auf den verschiedenen Ebenen des kirchlichen Lebens eingeordnet und in ihrer Bedeutung analysiert werden. Ebenso wurde in Erfahrung gebracht, welchen Themen Gläubige in anderen kulturellen, politischen, ökonomischen und religiösen Zusammenhängen Relevanz beimessen und welche Gewichtungen sie vornehmen.
Gemeinsame Teilhabe am Sendungsauftrag
erhält große Zustimmung
In der Studie werden die vier Hauptthemen des Synodalen Wegs in Deutschland diskutiert: Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, Priesterliche Existenz heute, Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche, Leben in gelingenden Beziehungen.
Zusammenfassend wird festgehalten, dass die Teilnehmenden dem Anliegen positiv gegenüberstehen, die Rolle und den Einfluss der Laien in der Kirche zu stärken, um eine bessere Machtverteilung zu erreichen. Die gemeinsame Teilhabe am Sendungsauftrag und der daraus resultierende positive Einfluss auf die Verkündigung der Botschaft bekommen eine klare Zustimmung und mit 62,9 Prozent sogar den höchsten Wert der gesamten Umfrage.
Ambivalente Meinungen zum Zölibat,
Frauenordination umstritten
Hinsichtlich des Zölibats und der Art und Weise, wie Priester heute leben, gibt es hingegen ambivalente Meinungen. Dass diözesane Priester in Zukunft selbst über ihre Lebensform entscheiden können, bekommt insgesamt eine Zustimmung von 43,6 Prozent.
Die Rolle der Frauen in den Gemeinden wird sichtlich gut bewertet. Dennoch äußern die Befragten ambivalente Meinungen über den Einfluss, den Frauen in ihren Gemeinden und Pfarreien tatsächlich haben. Die Idee, Frauen zu ordinierten Ämtern zuzulassen, scheint umstritten: Zwar stimmen dem 41,7 Prozent der Befragten zu, doch zeigt die Standardabweichung einen großen Unterschied zwischen den Meinungen der Befragten auf.
Unterschiedliche Meinungen über die Lehre der Kirche
zu Sexualität, Ehe und Homosexualität
Schließlich sind die meisten Befragten damit einverstanden, dass sich die Kirche intensiv mit dem Thema Sexualität befasst. Ihre Meinungen über die aktuelle Lehre der Kirche zu Sexualität, Ehe und Homosexualität fallen allerdings erneut eher unterschiedlich aus.
Die Analyse zeigt zudem, dass es je nach Herkunftsregion große Unterschiede gibt – so ist beispielsweise die Zustimmung zu der Aussage "Es wäre wichtig, dass Laien in der Kirche mehr Einflussmöglichkeiten bekommen und die Macht besser verteilt wird" unter Katholikinnen und Katholiken aus Asien am höchsten. Auch das Geschlecht war eine bedeutsame Variable.
Quantitativer Abschnitt abgeschlossen,
qualitative Studienphase läuft noch
Die Studie erfolgt in zwei Abschnitten: einer ersten quantitativen Phase (bereits abgeschlossen) und einer zweiten qualitativen Phase (noch im Ablauf). In der ersten quantitativen Phase nahmen Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie Alumni des KAAD, des Albertus Magnus-Programmes (AMP) und des Stipendienwerkes Lateinamerika-Deutschland e. V. (ICALA) an einer Online-Umfrage teil. Die endgültige Stichprobe bestand aus 599 Befragten aus 67 Ländern. Alle Forschungsteilnehmenden konnten durch Stipendien in Deutschland interkulturelle Erfahrungen sammeln.
Die signifikanten Unterschiede bei den Antworten zeigen, dass trotz der Beziehung zu Deutschland nicht einfach die deutschen Positionen wiedergegeben werden. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse werden nun in der aktuell laufenden qualitativen Phase Fokusgruppen aus den verschiedenen Weltregionen befragt, um die aufgetretenen regionalen Meinungsunterschiede besser zu erfassen.