Alle wichtigen Gremien der Diözese Rottenburg-Stuttgart werden sich in den kommenden Monaten mit den Ergebnissen und Empfehlungen der heute im Rahmen der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda vorgestellten MHG-Studie zum Thema sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche befassen. Bischof Gebhard Fürst stellt fest: „Wir nehmen diese Empfehlungen sehr ernst. Sie weisen auf wunde Punkte in der Kirche hin, die intensives Nachdenken über die notwendigen Konsequenzen zur Folge haben müssen.“ Zu klären sei beispielsweise, wo es Strukturen gebe, die sexuellen Missbrauch begünstigten und wo es zu wenig Transparenz im Umgang mit Tätern und Opfern gegeben habe.
Die Kommission sexueller Missbrauch der Diözese beschäftigt sich am 22. Oktober intensiv mit der MHG-Studie, der Priesterrat in seiner Sitzung am 23./24. Oktober gleichfalls. In der Herbst-Klausur des Bischöflichen Ordinariates am 5.November wird das Thema unter dem Vorsitz des Bischofes breiten Raum einnehmen, ebenso bei der nächsten Konferenz der Dekane als verantwortlichen Leitern der 25 Dekanate in der Diözese vom 13.-15. November in Rottenburg. Bei der am kommenden Wochenende im Kloster Schöntal anstehenden Sitzung des Diözesanrates wird Bischof Gebhard Fürst ausführlich über die Studie berichten. Am 1. Juli nächsten Jahres steht eine große Fachtagung in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Tagungshaus Hohenheim im Kalender, die sich mit den Ergebnissen der MHG-Studie und ihrer Bedeutung für die Prävention beschäftigt.
Wie Bischof Fürst in einer eigenen Pressekonferenz am 17. September im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart dargelegt hat, sind für den Zeitraum von 1946 bis 2017 insgesamt 72 inkardinierte Kleriker (Priester und Diakone in Personalverantwortung der Diözese) bekannt, die des Missbrauches an Minderjährigen beschuldigt wurden; 45 von ihnen sind verstorben. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat frühzeitig ihr Augenmerk auf die Verfolgung und Aufklärung solcher Straftaten gerichtet. Bereits Im Jahr 2002 gründete Bischof Fürst eine eigene, unabhängig arbeitende Kommission sexueller Missbrauch mit internen und externen Experten, die von einer Person des öffentlichen Lebens geleitet wird; seit dem Jahr 2014 ist dies die frühere Landessozialministerin Dr. Monika Stolz. Die beim Generalvikar angesiedelte Stabsstelle Prävention, Kinder- und Jugendschutz unter Leitung der Diplom-Theologin und Diplom-Pädagogin Sabine Hesse hat im Dezember 2012 mit einer Vollzeit-Stelle ihre Arbeit aufgenommen. In den kommenden Jahren sollen rund 15.000 Beschäftigte der Diözese, 25.000 Mitarbeitende der Caritas und viele tausend Ehrenamtliche nach einheitlichen Standards in Sachen Prävention geschult werden.
Die in der MHG-Studie erhobene Forderung nach intensiver Begleitung von in der Ausbildung zum Priesteramt befindlichen Kandidaten im Hinblick auf ein gelingendes zölibatäres Leben ist für den Rottenburger Bischof Fürst ein wichtiger Punkt: „Wir werden gegebenenfalls auch hier entsprechende Weiterentwicklungen vornehmen.“
Nach den entsprechenden Beratungen und Entscheidungen in den Gremien der Diözese in den nächsten Monaten soll die Öffentlichkeit umgehend über die einzelnen Schritte und ihre Umsetzung in der Zukunft informiert werden.
Kultur
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