Diözese

Mit der Heimat verwurzelt

Weihbischof emeritus Dr. Johannes Kreidler, Bischof Dr. Gebhard Fürst, Diakon Berndt Rosenthal, Weihbischof Matthäus Karrer und Wangens Pfarrer Dr. Claus Blessing (v.r.n.l.) standen mit Kardinal Walter Kasper (m.) am Altar - Foto: DRS/Waggershauser

Kardinal Walter Kasper feiert in Wangen im Allgäu mit einem Pontifikalamt seinen 90. Geburtstag und sucht die Begegnung mit den Menschen.

Mit Gästen aus Kirche und Politik, Wissenschaft und Gesellschaft sowie mit zahlreichen Gläubigen aus dem Allgäu feierte Kardinal Walter Kasper am Sonntag in Wangen die Vollendung seines 90. Lebenjahres. Den runden Geburtstag selbst eine Woche zuvor beging der ehemalige Bischof von Rottenburg-Stuttgart bei einem Festakt des nach ihm benannten Instituts in Vallendar. Zum Pontifikalamt am Tauftag Kaspers konnte Wangens Pfarrer Dr. Claus Blessing unter anderem dessen Nachfolger Dr. Gebhard Fürst und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann begrüßen, der die Lesung vortrug.

In seiner Predigt dankte Kasper seinen Eltern, die in Wangen bestattet sind. Von ihnen habe er nicht nur gehen und sprechen gelernt, sondern in schwieriger Zeit auch das Beten. „Leben  ist ein Geschenk Gottes und alles Gute im Leben kommt von ihm“, sagte der Kardinal. Mit Gutem habe ihn der Schöpfer reich gesegnet und auch von den Mitmenschen habe er in den 90 Jahren mehr geschenkt bekommen, als er je geben konnte, freute sich der Jubilar. Er erinnerte an seine Primiz in St. Martin am Ostermontag 1957, als er noch von der Kanzel aus predigte.

Kirche braucht innere Erneuerung

Dass die Kirche auch in einer säkular gewordenen Welt Zukunft hat, davon ist Kasper aufgrund der biblischen Zusage Jesu zutiefst überzeugt. Im Blick auf den am Vortag zu Ende gegangenen Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland hält er Reformen durchaus für notwendig. Eine äußere Veränderung ohne innere Erneuerung bliebe jedoch wirkungslos. Denn „neue Strukturen können genauso missbraucht werden wie die alten“, mahnte der Kardinal.

Was er mit innerer Erneuerung meint, erläuterte Kasper am Beispiel des Sonntagsevangeliums, in dem Jesus der Frau am Jakobsbrunnen begegnet. „Man muss in die Tiefe gehen und dort Wasser schöpfen“, betonte er. Dort finde sich das erfrischende und lebendige Wasser, nicht an der Oberfläche. Die Samariterin kehrte um, dachte ihr Leben neu und fing neu an. So sei sie die erste Missionarin geworden. Hinauszugehen und „Jesus als den Christus in Wort und Tat zu bezeugen“, bleibe auch vorrangiger Auftrag der Kirche, unterstrich Kasper.

Glückwunsch der ganzen Diözese

„Die gesamte Diözese gratuliert dir heute zu deinem Geburtstag und dankt dir für alles, was du getan hast“, sagte Bischof Dr. Gebhard Fürst dem Jubilar am Ende des Gottesdienstes. Er verwies dabei auf die vielen Gemeindebesuche Kaspers während seiner Zeit als Bischof, auf die Wallfahrten, die er initiierte, und vor allem auf die beiden großen Jugendtage. Dank gelte ihm auch für die vielfältigen Impulse in der Ökumene und den Dienst der Einheit. Als Geschenk überreichte Fürst Honig von den Bischofshausbienen und eine Kerze mit dem Bild des neuen Ellwanger Seligen Pater Philipp Jeningen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann griff den Vers „Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit“ des gesungenen Liedes auf. Dazu brauche es neben wachen Christ:innen auch Menschen wie Kasper, die den Glauben durchdringen und zeitgemäß formulieren. „Wir sind dankbar, dass wir so ein ‚Gscheitle‘ haben“, spielte der Landesvater auf die Heimatverbundenheit und den schwäbischen Zungenschlag des Kardinals an. Und er lobte dessen Engagement für die Einheit der Christen, die in Baden-Württemberg funktioniere. „Die Kirchen zeigen die gute soziale Temperatur im Land im Geist der Ökumene“, lobte Kretschmann.

Familie Kasper seit 160 Jahren im Allgäu

Bereits seit 160 Jahren sei die Familie Kasper in Wangen verwurzelt. Michael Lang, Oberbürgermeister der Stadt, nannte den Geigenbauer Dominik Kasper, den Urgroßvater des Kardinals, der sich damals im Allgäu niederließ. Mit Kaspers Vater, der Lehrer war, sei die Familie zwar häufig versetzt worden, dann aber doch wieder am Ursprungsort gelandet. Die Schwester des 90-Jährigen, Professorin Dr. Hildegard Kasper, lebt inzwischen im Elternhaus. Da es für die Landesgartenschau 2024 noch keine Eintrittskarten gibt, überreichte das Stadtoberhaupt einen gemalten Gutschein, der ihn mit dem Kardinal am Fuße des heiß diskutierten Aussichtsturms zeigt.

Den feierlichen Gottesdienst gestalteten der Chor der St. Martinskirche mit einem Bläserensemble und Röhrenglocken musikalisch unter der Leitung von Georg Enderwitz, der auch die Rieger-Orgel vom seitlichen Kirchenschiff aus spielte. Von der aktuellen Rottenburger Diözesanleitung waren auch Weihbischof Matthäus Karrer und Domkapitular Prälat Klaus Krämer vor Ort. Beim Stehempfang konnten Wangemer und Ehrengäste dem Geburtstagsjubilar gratulieren und bei einem Getränk ungezwungen miteinander ins Gespräch kommen - ganz in seinem Sinne. Denn die persönliche Begegnung war Kasper an allen Stationen ein wichtiges Anliegen.

Die Feier und die Gäste in Bildern

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