Es ist das dritte Jahrhundert nach Christus. Die römische Verwaltung hat sich aus dem rechtsrheinischen Gebiet zurückgezogen und somit aus dem Neckarraum mit dem heutigen Rottenburg. Auch die Römerstadt Sumelocenna, die unter der heutigen Altstadt von Rottenburg lag, wurde aufgegeben.
Im späten 3. oder 4. Jahrhundert kamen dann die Alamannen. Allerdings siedelten sie nicht in den römischen Ruinen sondern am Nordrand des Neckartals. Dort entlang führte die bedeutende Römerstraße vom heute schweizerischen Windisch nach Köngen. So entwickelte sich die frühmittelalterliche Siedlung Sülchen. Die Bewohner verdienten ihr Geld mit Töpferware, mit der sie über die Fernstraße Handel betrieben. Das belegen Töpferofen aus dem späten 5. Jahrhundert.
Die Kultur war ab der Mitte des 6. Jahrhunderts fränkisch geprägt. Aus dieser Zeit stammen die ältesten der unter der heutigen Sülchenkirche entdeckten Gräber. Ob hier aber tatsächlich Franken siedelten oder ob die Alamannen sich den neuen Herrschern kulturell annäherten, ist nicht geklärt. Eines ist allerdings auffällig: Die Sülchener Männergräber waren mit weniger Waffen ausgestattet als andere in der Region. Das heißt, Sülchen war damals eher ein Handels- und Verwaltungs-, als ein militärischer Stützpunkt.
Doch die Waffen in den Männergräbern waren zum Teil aufwändig gestaltet. So auch die Scheide eines alamannischen Kurzschwertes (Saxe), das im Grab eines 30jährigen Mannes gefunden wurde. Es wurde mit verschieden gestaltenen Musterzonen geprägt. Leder aus dieser Zeit hat sich nur sehr selten erhalten, was das Schwert zu einer archäologischen Kostbarkeit macht.
Die Schwertscheide ist Teil der aktuellen Ausstellung „In unserer Erde. Grabfunde des frühen Mittelalters im Südwesten“ im Diözesanmuseum Rottenburg, die bis zum 4. Juli verlängert wurde.